Möglichkeiten der Labordiagnostik zur Erfassung von Harnblasenkarzinogenen

1984 
Die parenterale oder perorale Zufuhr des Nitrofurantoinderivates Formyl-Amin-Nitro-Furyl-Thiazol (FANFT) fuhrt bei Mausen und Ratten nach minimalen Latenzperioden von 7 bzw. 9 Monaten zu infiltrierend wachsenden Urothelkarzinomen der Harnblase. Bei Hunden betragt die Induktionsphase bis zum Nachweis prainvasiver Karzinome bei Anwendung herkommlicher Induktionstechniken mindestens 24 Monate. Die Induktionssicherheit liegt bei 100% (Bryan 1977; Eturk et al. 1970). Durch eine chronische Irritation des Urothels, wie sie beispielsweise mit Hilfe kunstlicher Harnblasensteine vorgenommen werden kann, konnen auch ohne Anwesenheit eines Karzinogens Harnblasenkarzinome unterschiedlicher Differenzierung induziert werden. Allerdings betragt hier — zumindest fur die Verhaltnisse beim Hund — die Latenzperiode minimal funf Jahre (Harzmann et al. 1983). Die Kombination beider Induktionstechniken — Karzinogenapplikation und simultane chronische Urothelirritation — bewirkt ein wesentlich schnelleres Tumorwachstum bzw. eine Verkurzung der Induktionsphase von 34 auf 12 Monate Versuchsdauer bis zum Nachweis invasiver Karzinome (Harzmann et al. 1980). Diese Ergebnisse der Grundlagenforschung bestatigen die Erfahrungen zahlreicher epidemiologischer Studien, die einerseits Zusammenhange zwischen Karzinogenexposition und Karzinomentstehung fur mehr als 30% aller Harnblasenkarzinomfalle diskutieren (Tola et al. 1980), andererseits aber auch auf die Rolle der chronischen Urothelirritation verweisen. Auf diesen Fakten beruht unter anderem die in den vergangenen 20 Jahren beobachtete drastische Zunahme der Harnblasenkarzinommorbiditat insbesondere in den hochindustrialisierten Landern.
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