Hypertone Kochsalzlösung und Entlastungskraniotomie beim schweren Schädelhirntrauma im Kindesalter

2002 
Hypertone Kochsalzlosungen werden als ‚small volume resuscitation’ in der Therapie des Volumenmangelschocks eingesetzt. Tierexperimentelle Untersuchungen konnten auch eine Hirndrucksenkung durch hypertones NaCl nach Schadelhirntrauma (SHT) zeigen. Erste klinische Erfahrungen beim Erwachsenen mit SHT haben eine Wirksamkeit von hypertonem NaCl auf den erhohten intrakraniellen Druck (ICP) gezeigt, die auch dann noch besteht, wenn Mannitol nach mehrfachem Einsatz keine Wirksamkeit mehr besitzt. Stark hypertone NaCl-Losungen (> 3%) wurden beim kindlichen SHT bisher nicht eingesetzt. Material und Methoden: Bei zwei Jungen (11 J, 12 J) mit isoliertem SHT (jeweils unilateraler temporoparietaler Kontusionsherd) kam es innerhalb von 24 h nach dem Unfall trotz Behandlung gemas den Richtlinien der brain trauma foundation zu therapierefraktaren Hirndruckanstiegen. Die Infusion von 100 ml 20%iger Mannitollosung senkte den ICP nicht deutlich. Eine Infusion von 30 ml 20%iger NaCl-Losung (jeweils in 30 min uber ZVK) senkte den ICP kurzfristig deutlich ab. Wegen einer Grosenzunahme des Kontusionsherdes und Mittellinienverlagerung im Kontroll-CT erfolgte eine Entlastungskraniotomie mit Duraer-weiterungsplastik. Ergebnisse: Der ICP wurde durch die Operation zunachst normalisiert. In der Folge wurde bei Hirndruckanstiegen uber 20 mmHg entweder Mannitol oder hypertones NaCl verabreicht. Hypertone NaCl-Losung fuhrte auch bei wiederholter Anwendung zu einer signifikanten ICP-Reduktion und Verbesserung des zerebralen Perfusionsdruckes. Das Serum-Natrium uberschritt 151 mosmol/l zu keinem Zeitpunkt. Beide Patienten zeigten gute Spatergebnisse. Schluβfolgerung: Die Entlastungskraniotomie sowie die Gabe von hypertoner NaCl-Losung sind bislang ultima ratio-Therapieoptionen beim SHT mit therapierefraktaren Hirndruckanstiegen. Beide konnen jedoch nur bei fruhzeitigem Einsatz die Entstehung sekundarer Hirnschaden verhindern. Die alternierende Gabe von Mannitol und hypertonem NaCl konnte bei ahnlicher Wirksamkeit beider Substanzen die Gesamtwirkdauer einer osmotischen Hirndrucktherapie bei Kindern mit schwerem SHT verlangern. Nachteilige Effekte der Verabreichung von hypertoner NaCl-Losung in der angegebenen Dosierung wurden unter engmaschigem Intensiv-Monitoring nicht beobachtet.
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