In welchen Situationen machen Fahrer welche Fehler? Ableitung von Anforderungen an Fahrerassistenzsysteme durch In-Depth- Unfallanalysen

2006 
Die mit Abstand groste Fehlerquelle bei der Entstehung von Unfallen ist der Fahrer selbst. Nur ca. 5 Prozent aller Unfalle sind auf rein technisches Versagen zuruckzufuhren. An dieser Stelle setzt die Entwicklung der Fahrerassistenzsysteme (FAS) an, dem Fahrer durch Infor-mation, Warnung oder aktive Unterstutzung zu einer sichereren Fahrzeugfuhrung zu verhel-fen. Eine Voraussetzung hierzu ist die Analyse der einem Unfall vorausgehenden Handlun-gen des Fahrers und ihrer Ursachen, um gezielt die erkannten Defizite durch Assistenz zu verringern. Etwa 4500 Unfalle aus der Region Braunschweig wurden anhand von Modellen der mensch-lichen Informationsverarbeitung von Hacker [3] und Rasmussen [6] bezuglich der zugrunde liegenden Fehlhandlungen und ihrer Ursachen bei unterschiedlichen Unfalltypen analysiert. Die Analyse der Fehlhandlungen gibt Aufschluss daruber, welche Funktionalitat das FAS aufweisen muss, um einen Unfall zu verhindern. Anhand der Ursachen dieser Fehlhandlun-gen lassen sich Ruckschlusse auf die Eingriffstrategie des FAS ziehen. Es zeigen sich insgesamt drei grose Bereiche: (1) Eine Kreuzungsassistenz, die bevorrech-tigte Fahrzeuge und Radfahrer aus unterschiedlichen Richtungen erkennen kann, konnte 26.1% aller schweren Unfalle vermeiden. Die Ursachen fur die Fehlhandlungen liegen hier vor allem im Bereich fehlender Wahrnehmung, so dass eine warnendes FAS bereits effektiv sein konnte. (2) Ein System zur Kollisionsvermeidung mit situationsabhangiger Abstands- und Geschwindigkeitsregelung, das stehende Fahrzeuge erkennt und den Fahrer beim Bremsen unterstutzt, konnte 17.5% aller schweren Unfalle vermeiden. Da die Ursachen hier vor allem im Bereich von Fehlentscheidungen liegen, ist eine aktive Unterstutzung durch ein FAS erforderlich. (3) Mit einem System zur situationsabhangigen Geschwindigkeitsregulation mit Unterstutzung der Querfuhrung liesen sich 20.4% der schweren Unfalle verhindern. Da die haufigsten Ursachen hier ebenfalls Fehlentscheidungen sind, ist ebenso eine aktive Un-terstutzung des Fahrers erforderlich. Diesem Bericht liegen Teile der im Auftrag des Bundesministeriums fur Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, vertreten durch die Bundesanstalt fur Strasenwesen, unter FE-Nr.82.214 durchgefuhrten Forschungsarbeit zugrunde. Die Verantwortung fur den Inhalt liegt allein beim Autor.
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