Das Vergessen und Erinnern zukünftiger Katastrophen. Wissens- und zeitsoziologische Perspektiven

2020 
Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Naturverhaltnisse, die zu immer weiter in die Zukunft ausgreifenden Naturrisiken fuhren, untersucht der Beitrag Formen, Grenzen und Chancen des Vergegenwartigens zukunftiger Katastrophen, das heist eines prospektiven Katastrophenerinnerns. Eine Erorterung von Gemeinsamkeiten des Vergegenwartigens von Vergangenem und von Zukunftigem, die sich aus Sicht der wissenssoziologischen Gedachtnis- und Zeitforschung zeigen, fuhrt uber Schwellen des Erinnerns von Vergangenem hin zu einem Verstandnis von Schwellen des Zukunftserinnerns. Letztere tragen zu unterschiedlichen Reichweiten der Zeithorizonte prospektiven Katastrophenerinnerns bei und grenzen Bereiche des Zukunftigen ab, aus denen Zukunftsereignisse nicht oder nur in vergleichsweise geringerem Mase vergegenwartigt werden konnen und insofern vergessen bleiben. Die hier gewahlte egologisch fundierte wissenssoziologische Perspektive fuhrt die sozialwissenschaftliche Analyse einerseits zu stark subjektbezogenen (autobiografischen) Mechanismen, die zur Gegenwartsgebundenheit der Zeithorizonte des Erinnerns und einem entsprechenden Zukunftsvergessen beitragen. Andererseits lasst sie zugleich Spielraume der starker sozial beziehungsweise institutionell vermittelten Formen des Zukunftserinnerns erkennen, die grosere zeitliche Reichweiten erfassen und daher uber die beschriebenen Schwellen des Vergegenwartigens zukunftiger Katastrophengefahren hinausreichen konnen.
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