Mögliche Auswirkungen des Klimawandels auf die Verbreitung Hantaviren-übertragender Nagetiere

2013 
Rotelmause konnen durch ihre Ausscheidungen den Menschen mit Hantaviren infizieren, die schwere Nierenerkrankungen hervorrufen (2824 Erkrankungsfalle im Jahr 2012). Ein vom BMU im Rahmen des Umweltforschungsplans finanziertes und vom Umweltbundesamt begleitetes Forschungsprojekt ist der Frage nachgegangen, warum sich diese Wuhlmausart in manchen Jahren derart vermehrt, dass ihre Zahl das Vielfache des Normalwertes erreichen kann. Die Vermutung, dass das Vorkommen der Rotelmause vom Nahrungsangebot und dieses wiederum vom Wetter abhangig ist, konnte bestatigt werden. Jahre mit sehr gutem Nahrungsangebot, den sogenannten Mastjahren, fuhren im jeweiligen Folgejahr zu Massenvermehrungen der Mause. Das Projekt wurde vom Julius-Kuhn-Institut, Arbeitsgruppe Wirbeltierforschung, in Kooperation mit dem Friedrich-Loffler-Institut fur neue und neuartige Tierseuchenerreger durchgefuhrt. In dem drei Jahre dauernden Projekt wurden Archivdaten zur Rotelmausvorkommen geborgen, Wetterdaten ausgewertet und Modelle zum Verstandnis der Klimaabhangigkeit der Populationsentwicklung der Mause entwickelt. Um zu bestimmen, inwieweit Rotelmause uberhaupt mit den krankheitserregenden Viren infiziert sind, wurden Mause an vier verschiedenen Standorten in Deutschland (Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Thuringen und Baden-Wurttemberg) gefangen und auf ihre Durchseuchung mit Hantaviren untersucht. Die so gewonnenen Erkenntnisse uber den Zusammenhang von Klima und Mausevorkommen sowie der Populationsdichten der Nager und deren Durchseuchung mit den Viren konnten dann verwendet werden, um Klarheit uber die Ursachen von Hantavirus-Epidemien zu gewinnen. Schlieslich konnte das moglicherweise durch den Klimawandel bedingte steigende Risiko von Hantavirus-Erkrankungen beim Menschen genauer betrachtet werden. Generell lasst sich aus den Projektergebnissen schliesen, dass es einen Zusammenhang zwischen der Grose der Rotelmauspopulationen und der Haufigkeit der dann auftretenden Krankheitsfallen beim Menschen gibt – Ausnahmen belegen aber auch, dass die Zahl der vorhandenen infizierten Mause offenbar nicht der einzige Faktor ist, der zu einem Anstieg der Hantavirus-Erkrankungen in der Bevolkerung fuhren kann. So haben wohl auch Aktivitaten des Menschen in den betroffenen Gebieten einen Einfluss auf die Krankheitshaufigkeit. Es ist jedoch belegbar, dass sich die Haufigkeit von Mastjahren offenbar durch den Klimawandel verandert hat. Der Abstand von Mastjahren hat sich in den letzten 100 Jahren von ursprunglich alle sechs bis sieben Jahre auf alle zwei bis drei Jahre verkurzt. Eine im Rahmen des Projektes vorgenommene Prognose des zukunftigen Risikos von Massenvermehrungen der Rotelmause anhand von funf verschiedenen Klimamodellen fur regionale Voraussagen ergibt ein relativ einheitliches Bild. Die vorhergesagten Veranderungen der fur die Mausevermehrung kritischen Klimabedingungen scheinen nicht zu einer drastischen Haufung von Mast- und daraus folgend auch Mausejahren fuhren.
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