Speed Testing: Methodological Aspects and Applications to Soccer

2020 
Im Rahmen dieser Thesis wird Schnelligkeit als hochgradig aufgabenspezifisch angesehen. Ebenfalls wird davon ausgegangen, dass Schnelligkeit verschiedene, voneinander relativ unabhangige Fertigkeiten umfasst. In Mannschaftssportarten wie Fusball ist weitgehend anerkannt, dass Schnelligkeit – neben anderen physischen, technischen und taktischen Aspekten – eine entscheidende Rolle zukommt. Als Folge nimmt die Schnelligkeitsdiagnostik eine essentielle Bedeutung wahrend Leistungsdiagnostiken in diesem Sport ein. Derzeit existiert eine Vielzahl an Tests, die darauf abzielen physische sowie perzeptiv-kognitive Aspekte der Schnelligkeit zu erfassen. Ebenfalls finden diese Tests regelmasig Anwendung in der Wissenschaft und Praxis des Fusballs. Die existierenden Tests konnen dabei in Linearsprint-, Sprintwiederholungs-, Richtungswechselsprint- und Agility-Tests sowie in Kombinationen dieser Tests eingeteilt werden. Aus einer wissenschaftlichen Perspektive sollten die wissenschaftlichen Gutekriterien wie Validitat und Reliabiliat eines Tests auf einem angemessenen Niveau liegen, um den Test mit Gewissheit verwenden zu konnen und um in der Lage sein, praktische Schlussfolgerungen aus den Testergebnissen ziehen zu konnen. Vor diesem Hintergrund ist das erste Ziel dieser Thesis, die wissenschaftliche Literatur zum Thema Schnelligkeitdiagnostik im Fusball mit einem Fokus auf Validitat und Reliabilitat der Testverfahren umfassend aufzuarbeiten. In Abhangigkeit von den spezifischen infrage kommenden Aspekten von Schnelligkeit konnten die Ergebnisse dieses systematischen Reviews sowohl Wissenschaftlern als auch Praktikern bei der Auswahl des jeweiligen Tests helfen. Schnelligkeitsleistungen von Elite-Sportlern wie professionellen Fusballspielern sind in der Regel homogen und Verbesserungen in Schnelligkeitsleistungen durch Trainingsinterventionen fallen eher klein aus. Aus diesem Grund muss nicht nur die Testauswahl selbst mit Bedacht erfolgen, sondern auch die spezifische Vorgehensweise und das verwendete Equipment mussen prazise und wiederholbare Messungen ermoglichen. Hierbei gibt es eine Vielzahl an methodischen Aspekten, die die Ergebnisse sowie die Validitat und Reliabilitat von Schnelligkeitstests beeinflussen konnen. In Bezug auf die angewandte Messtechnik werden Lichtschranken am haufigsten verwendet. Daher ist das zweite Ziel dieser Thesis, verschiedene haufig verwendete methodische Herangehensweisen mit dem Fokus auf Lichtschranken hinsichtlich der Testergebnisse selbst sowie deren Validitat und Reliabilitat zu untersuchen. Im Speziellen verfolgen die vier Originalstudien dieser Thesis das Ziel, die Effekte des Startabstands zur ersten Lichtschranke (0,3 m–1,0 m) sowie der Lichtschrankenhohe (0,64 m und 1,00 m) und -art (herkommliche Einfachlichtschranken und solche mit Signalverarbeitung) wahrend Linearsprints uber verschiedene Distanzen (5 m–30 m und fliegende Sprints) zu untersuchen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen konnten wiederum diejenigen bei der Auswahl der vielversprechendsten Vorgehensweisen und Equipment unterstutzen, die Schnelligkeitsleistungen messen mochten. Die Ergebnisse des systematischen Reviews zeigen auf, dass Schnelligkeitsdiagnostik im Fusball im auf spezifischen Tests basieren sollte, die die oben erwahnten Schnelligkeitsfertigkeiten untersuchen. In Bezug auf Linearsprinttests (z. B. 5-m-, 10-m-, 20-m-, 30-m-, 40-m-Sprint), Sprintwiederholungstests (z. B. 6 x 20-m-Sprints mit 20–25 s aktiver Erholung, 7 x 30-m-Sprints mit 20–30 s aktiver oder passiver Erholung), Richtungswechselsprinttests (z. B. T Test, (modifizierter Zig-Zag Test) und Kombinationen (z. B. (modifizierter) Bangsbo Sprinttest, wiederholter Shuttle-Sprinttest) liegen eine Vielzahl von validen und reliablen Tests vor. Da es scheint, dass keine Goldstandardtests fur die einzelnen Fertigkeiten existieren, wird Wissenschaftlern und Praktikern empfohlen, die umfassende Datenbasis des systematischen Reviews als Grundlage fur die Testauswahl zu verwenden. Nachdem ein spezifischer Test ausgewahlt wurde, sollte methodischen Aspekten wie der exakten Vorgehensweise und der verwendeten Messtechnik Aufmerksamkeit geschenkt werden. In diesem Kontext heben die vier Originalstudien dieser Thesis den Einfluss von methodischen Apekten auf die Ergebnisse von Schnelligkeitstests sowie deren Validitat und Reliabilitat auf Basis von Linearsprints uber verschiedene Distanzen hervor. In Bezug auf herkommliche Einfachlichtschranken sind Ergebnisse, die unter Verwendung unterschiedlicher Startabstande gewonnen werden, nicht vergleichbar. Dasselbe trifft auf die Verwendung unterschiedlicher Lichtschrankenhohen zu. Auf Basis der hohen Reliabilitat wird ein Startabstand von 0,3 m empfohlen. Unabhangig von der Lichtschrankenhohe konnen mithilfe von Einfachlichtschranken keine validen Ergebnisse uber kurze Distanzen (z. B. 5 m und 10 m) gewonnen werden. Dieses Ergebnis kann einem hohen Messfehler bedingt durch vorschwingende Extremitaten zugeschrieben werden. Im Gegensatz dazu werden die Ergebnisse mit zunehmender Distanz (z. B. 30 m) valider. Damit einhergehend konnen fliegende Sprints (z. B. 20-m-Sprints mit einer 10-m-Beschleunigungsphase) mit einer hohen Validitat und Reliabilitat mithilfe von Einfachlichtschranken erfasst werden. Einfachlichtschranken mit Signalverarbeitung reduzieren – unter Berucksichtigung des Effekts einer Vorlage des Oberkorpers – Messfehler betrachtlich und liefern hierdurch auch uber kurze Distanzen (z. B. 5 m und 10 m) eine hohe Validitat. Aus diesem Grund sollten Einfachlichtschranken mit Signalverarbeitung, vor allem uber kurze Distanzen, wenn moglich genutzt werden. Zusammenfassend hebt diese Thesis hervor, dass sowohl die Auswahl des eigentlichen Tests als auch der exakten Vorgehensweise und der Messtechnik im Rahmen einer Schnelligkeitsdiagnostik (im Fusball) mit Bedacht erfolgen sollte. Daruber hinaus stellt diese Thesis praktische Empfehlungen fur Wissenschaftler und Praktiker bereit, die die Schnelligkeitsleistungen ihrer Spieler oder die Effektivitat einer Trainingsintervention uberprufen mochten. Damit tagt diese Thesis zu einem besseren Verstandnis, wie Schnelligkeit am Beispiel Fusball getestet werden soll und von damit zusammenhangenden methodischen Aspekten bei. Im Hinterkopf behalten werden muss hierbei, dass Schnelligkeit nur ein wichtiges Teil des Puzzles neben verschiedenen anderen physischen, technischen und taktischen Aspekten darstellt, das die Gesamtleistung im Fusball ausmacht.
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