66 Jahre moderne Psychopharmakotherapie

2015 
In das Grunderjahrzehnt (1949 bis 1960) fallt die Entdeckung der Lithiumwirkung, von Neuroleptika, trizyklischen und MAO-hemmenden Antidepressiva, Methylphenidat und Benzodiazepinen; 1972 folgte noch Clozapin. Eine vergleichbare bahnbrechende Entwicklung hat es seither nicht mehr gegeben. Folgende Ursachen lassen sich fur diese Diskrepanz identifizieren: In den 1950er-Jahren stimulierte das Fehlen von Therapien Forscherdrang und Experimentierfreude. Bei den schwer kranken Anstaltspatienten lies sich die Wirksamkeit eines neuen Pharmakons schnell erkennen. Fehlende rechtliche und administrative Vorgaben ermoglichten ein ethisch problematisches Ausprobieren und Zufallsbefunde. Erst nachfolgend wurden die Risiken der Pharmakotherapie deutlich (z. B. Contergan-Skandal, massenhafte Benzodia-zepinabhangigkeit). Heute hemmen umfangreiche juristische und administrative Rahmenbedingungen Einzelforscher und Institutionen mit geringem Budget. Bis zum AMNOG 2011 motivierten falsche okonomische Anreize Unternehmen, auf Scheininnovationen zu setzen. Bahnbrechende Erfolge sind in den nachsten Jahren unwahrscheinlich; die systematische, optimierte Anwendung der verfugbaren Optionen ist das Gebot der Stunde.
    • Correction
    • Source
    • Cite
    • Save
    • Machine Reading By IdeaReader
    0
    References
    1
    Citations
    NaN
    KQI
    []