Die neurolinguistische Untersuchung fehlerfreien Lerners: eine multiple Einzelfallstudie bei aphasischen Wortabrufstörungen

2019 
Die vorliegende Arbeit beschaftigt sich mit der Erforschung der Behandlung aphasischer Wortabrufstorungen. Im Fokus steht dabei die Untersuchung der Wirksamkeit fehlerfreier und fehlerbehafteter Lernmethoden vor dem Hintergrund individueller Storungscharakteristika. Das fehlerfreie Lernen ist ein relativ neuer Behandlungsansatz in der sprachtherapeutischen Intervention, der im Kontrast zur herkommlichen fehlerbehafteten Methodenauswahl steht. Beide Lernmethoden sind als Konzepte zu verstehen und stellen keine konkreten Methoden dar. Die fehlerfreien und fehlerbehafteten Lernmethoden unterscheiden sich dahingehend, wie viele Fehlreaktionen des Patienten durch die Aufbereitung des Materials und die Konzeption der Therapie zugelassen werden. Wahrend beim fehlerbehafteten Lernen ein Lernerfolg aus der Verarbeitung eigener Fehler gezogen werden soll, ermoglicht das fehlerfreie Lernen eine korrekte Assoziation, beispielsweise zwischen einem Wort und einem Bild, ohne dabei aktiv eine Korrektur vornehmen zu mussen. Es wurden bereits Studien veroffentlicht, die sich mit der Wirksamkeit fehlerfreier und fehlerbehafteter Lernmethoden bei aphasischen Wortabrufstorungen auseinandersetzten, jedoch zu widerspruchlichen Ergebnissen bezuglich der Effektivitat der Methoden kommen. Dies konnte auf verschiedenen Storfaktoren basieren. Ziel der vorliegenden Forschungsarbeit war es, diese Konfundierungen zu vermeiden und somit fehlerfreie und fehlerbehaftete Lernmethoden unabhangig voneinander vor dem Hintergrund individueller Storungscharakteristika zu betrachten. Es wird in der vorliegenden Arbeit eine multiple Einzelfallstudie mit zehn aphasischen Probanden beschrieben, die unter Wortabrufstorungen als Hauptsymptom ihrer Beeintrachtigung litten. Mit allen Studienteilnehmern wurde eine linguistische und kognitive Einzelfalldiagnostik durchgefuhrt, die es ermoglichte, den zugrunde liegenden funktionalen Storungsort der Wortabrufproblematik zu lokalisieren sowie andere sprachliche und kognitive Leistungen einschatzen zu konnen. Fur die Analyse werden verschiedene psycholinguistische Sprachverarbeitungsmodelle herangezogen. Beide Lernmethoden konnten den Wortabruf bei aphasischen Beeintrachtigungen verbessern. Es kann gezeigt werden, dass die verwendeten Lernmethoden nicht zwingend die gleiche funktionale Ursache behandeln. Die Wirksamkeit fehlerfreier und fehlerbehafteter Methoden wird auf verschiedenen Ebenen beschrieben. Es konnen Vorhersagen bezuglich der Therapieeffekte auf der Grundlage der individuellen Einzelfalldiagnostik getroffen werden. Zusatzlich nahmen an der Studie zwei Probanden teil, die unter der sehr seltenen Moyamoya-Erkrankung litten. Da bislang keine sprachtherapeutischen Interventionsstudien bei diesem Storungsbild veroffentlicht wurden, eroffnet die Beschreibung zweier Einzelfalle mit einer Analyse der strukturierten sprachtherapeutischen Behandlung ein neues Forschungsfeld.
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