Interdisziplinäre Betreuung von Menschen mit Marfan-Syndrom – Pharmakologie, Schwangerschaft, Auge, Skelett und organisatorische Aspekte
2021
Im ersten Teil des vorliegenden Beitrags wurde im Detail auf die Genetik, Diagnose,
Differenzialdiagnose, die diagnostische Bildgebung, Follow-up, die kardiovaskularen
Probleme sowie die Manifestation an Aorta und den grosen Gefasen bei Patienten
mit dem Marfan-Syndrom (MFS) eingegangen. In diesem zweiten Teil werden
die medikamentose Therapie des MFS, seine Bedeutung im Zusammenhang mit
einer Schwangerschaft, die Beteiligung von Augen und Wirbelsaule bei MFSPatienten
sowie die organisatorischen Aspekte einer Marfan-Sprechstunde erlautert.
Das MFS ist mit einer Pravalenz von etwa 1–2:10.000 die haufigste hereditare
Bindegewebserkrankung mit vaskularer Komponente. Ursache sind Mutationen
im Gen, das fur das extrazellulare Matrixprotein Fibrillin-1 kodiert. Die Erkrankung
wird autosomal-dominant vererbt. Es handelt sich um eine Multisystemerkrankung
mit Beteiligung der Aorta, der Mitralklappe, Augen- und Skelettveranderungen.
Die Augen- und/oder die Wirbelsaulenbeteiligung sind nicht zu unterschatzen, da
sowohl die Skoliose als auch die Linsendislokation etwa 60% der Patienten mit MFS
betreffen. Bis anhin konnte kein Wirkstoff einen klaren Vorteil hinsichtlich klinischer
Ereignisse in MFS-Patienten zeigen. Es besteht jedoch der allgemeine Konsens,
Patienten mit MFS einen β-Rezeptoren- oder Angiotensinrezeptorblocker isoliert oder
als Kombinationstherapie zu verabreichen. Bei bestehendem Kinderwunsch muss
ein besonderes Augenmerk auf die Planung der Schwangerschaft gelegt werden.
Im Fall eines Aortenwurzeldurchmessers >4–4,5cm empfiehlt sich, entweder einen
prophylaktischen Aortenwurzelersatz zu erwagen oder von einer Schwangerschaft
abzuraten. Eine strukturierte Langzeitbetreuung ist fur Patienten mit MFS essenziell.
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