Komplikations-statistische Methoden, an Scharlach- und Dlphtheriematerial dargestellt

2009 
Zusammenfassung. Bei der Berechnung des Risikos fur Komplikationen muss man darauf Rucksicht nehmen, dass 1.) Pflegezeit und Krankheitszeit niemals zusammenfallen, 2.) dass sich das Risiko im Laufe der Krankheit andert und 3.) dass von den Pat. welche aus verschiedenen Grunden ihrer Krankheit wegen keinen Arzt aufsuchen, ein Teil doch sekundar gezwungen wird, wegen Eintritt einer Komplikation zum Arzt zu gehen, so dass in einem Pfleglingsmaterial die Komplikationen uberreprasentiert sein werden. Unter Hinblick darauf haben wir folgende Methode fur die Berechnung des Risikos fur den Eintritt von Komplikationen bei Krankheiten vorgeschlagen. Man stellt das Material so zusammen, dass man eine Angabe daruber erhalt, wieviele Patienten wahrend des 1., wieviele wahrend des 2., wahrend des 3. Krankheitstages usw. in Pflege standen und wieviele Komplikationen an den betreffenden. Krankheitstagen eintraten. Die Komplikationen, die auftraten, bevor die Patienten unter arztliche Aufsicht kamen, werden ausgeschieden. Durch Vereinigung zu Zeitperioden von geeigneter Grosse wird dann das prozentuelle Risiko im Laufe der Krankheit berechnet, z. B. per 5-Tagsperiode, per Woche, per Monat etc. Durch Summierung des Risikos wahrend der verschiedenen Perioden der Krankheit wird das Totalrisiko fur den Eintritt von Komplikationen bei der betreffenden Krankheit erhalten. An einem Material, welches Scharlach- und Diphtheriepatienten umfasst, wird gezeigt, dass man, obgleich die erwahnten Fehlerquellen, welche die Anwendung der oben genannten Methodik notwendig machen, eine verhaltmassig kleine Rolle spielen, bei Berechnungen des Komplikationsrisikos nach dieser Methode doch Werte bekomint, welche deutlich von den Ziffern abweichen, die man bei einer direkten Prozentberechnung der Anzahl Patienten mit Komplikationen im Verhaltnis zur Anzahl der in Pflege stehenden Patienten erhalt. Man kann nun wunschen, das Komplikationsrisiko auch unter Hinblick auf andere Gesichtspunkte zu analysieren. Man kann speziell bei zahlreichen Erkrankungen den Wunsch hegen zu erfahren, wie sich das Eisiko mit zunehmendem Alter andert und welche Einwirkung eine solche mit dem Alter einhergehende Fluktuation auf das Hervorrufen von Verschiedenheiten in den Risikoziffern eines verschiedenen Materiales haben kann. An einem Material uber die Otitiskomplikationen bei Scharlachpatienten wird demonstriert, wie man unter Anwendung der Risikoziffern fur die verschiedenen Altersgruppen Standardwerte fur ein verschiedenes Material berechnet, was einen Vergleich ermoglicht, der vom Alter nicht abhangt. Es wird nachgewiesen, dass bei einer solchen Berechnung keine ganz sicheren Anhaltspunkte fur die Annahme eines verschiedenen Risikos der Otitis bei Scharlach wahrend der verschiedenen Jahre 1901–1910 vorliegen, die das Material umfassen. Will man ein verschiedenes Komplikationsrisiko bei verschiedenen Epidemien nachweisen, so muss man mit Hilfe dieser Methode die Einwirkung des Alters eliminieren. Es werden die Risikoziffern fur die Komplikationen Otitis, Nierenaffektion und Polyarthritis sowie das Todesrisiko bei Scharlach mitgeteilt, ebenso auch die Ziffern uber das Risiko des Eintritts von Otitiden, von Nierenaffektionen, Paresen, Myokarditiden und das Todesfallsrisiko bei Diphtherie. Schliesslich wird berechnet, wie oft man bei einer zufalligen Verteilung der Otitisfalle bei Scharlach- und Diphtheriepatienten erwarten kann, eine doppelseitige Otitis zu bekommen. Durch Vergleiche mit den empirisch gefundenen Werten fur doppelseitige Otitiden wird nachgewiesen, dass Scharlachpatienten mehr als 5mal so haufig und Diphtheriepatienten mehr als 30mal so haufig doppelseitige Otitis bekommen als dies der Fall ware, wenn die Doppelseitigkeit durch ein zufalliges Zusammentreffen von Otitiden rechts und links bei der gleichen Person bedingt waren. Dies gibt ein Mass dafur ab, in wie hohem Grade die Doppelseitigkeit durch eine gemeinsame Infektionsquelle im Rachen und eine konstitutionelle Gleichheit zwischen beiden Ohren einer und derselben Person bedingt wird.
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