Koinzidenz kritischer Lebenslagen am Beispiel überschuldeter Väter und Mütter nach Trennung oder Scheidung und der Zusammenhang mit Gesundheit und Gesundheitsverhalten. Eine explorative Studie am Setting Schuldnerberatungsstellen

2011 
Einleitung/Hintergrund: Die Scheidungsraten in Deutschland und anderen Industrienationen steigen seit Jahrzehnten und verbleiben derzeit auf hohem Niveau: Nach der zusammengefassten Scheidungsziffer fur das Jahr 2006 ist davon auszugehen, dass etwa jede dritte bis jede zweite Ehe in Deutschland geschieden wird. Gleichzeitig gelten in Deutschland und anderen europaischen Landern sowie in den USA rund zehn Prozent der Erwachsenen als zahlungsunfahig bzw. uberschuldet (Reifner/Springeneer 2004). Dabei stellt Scheidung/Trennung eine der haufigsten Einzelursachen fur das Eintreten einer Uberschuldungssituation dar (Angele 2007). Ziel des Beitrags ist daher eine gemeinsame Betrachtung dieser gesellschaftlichen Phanomene am Beispiel uberschuldeter Vater und Mutter nach Trennung oder Scheidung hinsichtlich des Zusammenhangs mit Gesundheit und Gesundheitsverhalten. Daten und Methoden: Grundlage ist eine in den Jahren 2006 und 2007 in Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern durchgefuhrte Querschnittsbefragung uberschuldeter Privatpersonen (Rucklaufquote 39,7%), in der neben soziookonomischen Merkmalen auch verschiedene Gesundheitsparameter erhoben wurden. Als Vergleichsgruppen dienen neben Scheidungs- und Trennungsvatern (n=59) Vater aus vollstandigen Familien (n=73) und allein erziehende Mutter (n=72), die sich samtlich in einer Uberschuldungssituation befinden. Ergebnisse: Anzeichen depressiver Verstimmung (aOR=2,94; p=0,055), ein mit Beginn der Uberschuldungssituation zunehmend ungesundes Ernahrungsverhalten (aOR=4,97; p=0,001) sowie Bluthochdruckerkrankungen (aOR=3,38; p=0,031) fallen bei den Trennungsvatern im Vergleich zu den Vatern aus vollstandigen Familien deutlich erhoht aus. Eine erhohte Pravalenz an Rauchern (aOR=2,35; p=0,096) sowie eine niedrigere allgemeine Gesundheitsachtsamkeit (aOR=3,43; p=0,038) zeigen sich daruber hinaus auch im Vergleich mit den allein erziehenden Muttern (Rueger et al. 2011). Diskussion/Schlussfolgerungen: Die explorativen Befunde deuten auf eine Mehrfachbelastung im Falle der von Uberschuldung betroffenen Vater und Mutter nach Scheidung oder Trennung und legen deren prekare gesundheitliche Situation offen. Mit Blick auf den gesundheitlichen Zustand sollten diese Personen als besondere Risikogruppen und Zielgruppen intensiver Praventionsbemuhungen berucksichtigt werden. Literatur: Angele, J. (2007). Uberschuldung privater Haushalte im Jahr 2006. Wirtschaft und Statistik, 10, 948–959. Reifner, U., & Springeneer, H. (2004). Die private Uberschuldung im internationalen Vergleich – Trends, Probleme, Losungsansatze. In: Schufa Holding AG (ed.). Schulden-Kompass 2004, Wiesbaden: Index Electronic Prepress, 160–211. Rueger, H., Schneider, N.F., Zier, U., Letzel, S., Muenster, E. (2011). Health Risks of Separated or Divorced Over-Indebted Fathers: Separation From Children and Financial Distress, Social Work in Health Care, 50: 3, 242–256.
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