Trans*-Sexualität neu denken: Eine partizipative Interviewstudie zu gelingender Sexualität ohne Genitalangleichung

2021 
Einleitung Studien zur Sexualitat von trans* Personen sind haufig durch das heteronormative Bias gepragt, alle trans* Personen wurden eine Genitalangleichung anstreben, um penil-vaginalen penetrativen Geschlechtsverkehr ausuben zu konnen, als (trans*) Mann in der insertiven, als (trans*) Frau in der aufnehmenden Rolle. Diese Studie untersucht erstmals die Sexualitat von trans* Personen, die keine Genitalangleichung anstreben und mit ihrer Sexualitat zufrieden sind. Forschungsziele Ziel der Studie ist es, die individuelle Sexualitat von Menschen dieser Personengruppe zu beleuchten und die intrapsychischen, interaktionellen und kollektiven Ressourcen zu analysieren, auf die sie dabei zuruckgreifen. Darunter fallen auch Strategien, um den scheinbaren Widerspruch von Geschlechtsidentitat und Korperlichkeit zu uberbrucken. Methoden Es wurden sechs leitfadengestutzte qualitative Interviews durchgefuhrt und mithilfe einer inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Die Studie beinhaltete verschiedene partizipative Elemente. So wurden die Ergebnisse im Rahmen einer partizipativen Feedbackschleife durch die Teilnehmenden kommunikativ validiert. Ergebnisse Die Teilnehmer_innen berichten von vielfaltigen, genitalen wie non-genitalen sexuellen Praktiken, die unabhangig von den damit assoziierten Geschlechterrollen stattfinden. Dabei greifen sie auf verschiedene Ressourcen und Strategien zuruck. Insbesondere wird die geschlechtsanzeigende Funktion von Genitalien auf drei Ebenen dekonstruiert: individuell durch die Teilnehmenden selbst, interaktionell uber die Anerkennung ihrer Geschlechtsidentitat durch sexuelle Partner_innen und kollektiv durch die Communitys, in denen sie sich bewegen. Schlussfolgerung Die Studie entkraftet die oft unhinterfragte Vorannahme, dass trans* Personen per se ihre Genitalien nur widerwillig oder unter Erfahrungen von korperlicher Dysphorie in der Sexualitat einsetzen. Mit den richtigen Ressourcen mussen sexuelle Rolle, Genitalienstatus und Geschlechtsidentitat nicht stereotyp zusammenfallen, um gelingende Sexualitat zu praktizieren.
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