Welche Bedeutung haben die modernen Neurowissenschaften für die Frühförderung

2019 
Wenn der Beitrag der Neurowissenschaften aus einer gewissen Distanz heraus betrachtet wird, kann manches banal, selbstverstandlich erscheinen. Das konkrete Arbeiten in der Beziehung - wesentlich abhangig auch von intuitiven Kompetenzen - bleibt stets entscheidend. Bestimmte weitere Akzente werden hier aber gesetzt, u.a.: - Auf die grose Bedeutung der fruhen, schon vorgeburtlichen (intrauterinen) Einflussfaktoren wird hingewiesen. Neue Befunde der Epigenetik machen dies plausibel und unterstreichen die sich daraus ergebende - auch gesellschaftliche - Aufgabe, stabile Schwangerschaftsverhaltnisse zu ermoglichen. - Die Befunde zur Vernetzung (Konnektiertheit) des Gehirns sollten gegen einfache Dogmen wie die Rechts- oder Linkslastigkeit in der Forderung oder in der Schule immun machen. Es konnte herausgearbeitet werden, dass praktisch immer beide Hemispharen zusammenarbeiten und dass andererseits gewisse Unterschiede im Verhaltens- und Lernprofil normal sind - und das ausmachen, was die faszinierende Breite der Spezies Homo sapiens darstellt. - Fur spezielle Konstellationen, u.a. Kinder mit bestimmten Schadigungsmustern, kann aus dem Verstandnis der Arbeitsweise des Gehirns ein fordernd-therapeutisches Vorgehen abgeleitet werden. Als Beispiel wird die CIMT (constraint induced movement therapy) bei Kindern mit konnataler Hemisymptomatik erlautert. Schlieslich bieten die Neurowissenschaften - speziell mit den funktionell-bildgebenden Techniken - eine Art zweite Ebene der Darstellung von Veranderung, also zukunftig auch eines moglichen Effekts von Forderung und Therapie. Darin liegen Chancen, um Forderung und Therapie auf eine weitere, wissenschaftliche Basis zu stellen. Dies konnte irgendwann aber auch „instrumentalisiert“ werden, um Forderungs- und Therapiemasnahmen nur dann zu finanzieren, wenn sie auch auf dieser Ebene, der Sichtbarmachung von intendierten zerebralen Veranderungen, ihre Wirksamkeit bewiesen haben. Schlieslich kann diese zweite Ebene auch im Sinne eines Modells anregend wirken. Neue Ideen, z.B. zur therapeutischen Umsetzung, konnen daran sichtbar werden und das fordernd-therapeutische Umgehen befruchten.
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