Zwischen Professionalisierung und Vergemeinschaftung Die Gestaltung und Durchsetzung von Handlungsanleitungen in Seniorenbüros

2016 
Seniorenburos verfolgen das Ziel, das burgerschaftliche Engagement der Generation 50+ zu fordern. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels beschaftigen sich Seniorenburos mit einer heterogenen, gesellschaftlich sehr bedeutsamen Zielgruppe. In wissenschaftlicher Hinsicht sind die Ziele und Wertbezuge, die das Handeln von Seniorenburos leiten, von Interesse. Die Arbeit zielt darauf ab, Erklarungsbeitrage fur Steuerungsprozesse in der Engagementforderung zu leisten. Hierzu werden die Seniorenburos und ihre Trager (Kommunen, Wohlfahrtsverbande, Vereine) sowie ihre gesellschaftliche Einbettung berucksichtigt. Im Rahmen der theoretischen Fundierung werden Elemente der Institutionensoziologie von Lepsius, des Prinicpal-Agent-Ansatzes (u.a. Pratt & Zeckhauser 1985) sowie des Konzepts der strategischen Handlungsfelder (Fligstein & McAdam 2012) herangezogen. Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass sich die untersuchten Seniorenburos in zwei Typen unterteilen lassen: In den Typ Professionalisierung, dem vor allem kommunale Seniorenburos angehoren, und in den Typ Vergemeinschaftung, dem vor allem von Wohlfahrtsverbanden getragene Seniorenburos angehoren. Der Typ Professionalisierung zeichnet sich durch top-down strukturierte Engagementangebote, ausgepragte Kontrollen sowie kompetenzbasierte Auswahlverfahren aus. Der Typ Vergemeinschaftung ist durch das vorherrschende Prinzip der Selbstorganisation der Engagierten gepragt sowie durch informelle Kommunikation und Selbstverwirklichung. Die Identitat der Seniorenburos ist jeweils stark von der Tragerorganisation gepragt. Die Entwicklung des Feldes „Engagementforderung 50+“ zeigt, dass staatliche Steuerungsmechanismen seit den 1990er Jahren die Verbreitung des Typs Professionalisierung begunstigt haben. Eine Verbindung lasst sich diesbezuglich zum Professionalisierungsschub im Pflegesektor ziehen: Die Seniorenburos des Typs Professionalisierung fordern vorrangig burgerschaftliches Engagement im Pflegesektor und ubernehmen die dort vorherrschenden Strukturen. Indem sie durch ihre Art der Engagementforderung vor allem das produktive Altern fordern, um einen gesellschaftlichen Nutzen zu generieren, sichern sie sich staatliche Projektmittel. Der Typ Vergemeinschaftung hingegen halt den finanziellen Druck von der Engagementforderung fern und betont den Aspekt der sozialen Teilhabe. Als Folge dessen besetzen diese Seniorenburos Nischen im Feld. Der Typ Professionalisierung ist hingegen im Feld etabliert und weist ein gutes Netzwerk sowie eine sichere finanzielle Basis auf. Wie die Einbettung des Feldes „Engagementforderung 50+“ in seine Umwelt zeigt, weisen Trends auf eine weitere Ausdehnung des Typs Professionalisierung hin, wodurch eine zivilgesellschaftliche Handlungslogik in den Seniorenburos weiter in den Hintergrund tritt.
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