Somatoforme Störungen mit Leitsymptom Schmerz

2009 
Somatoforme Schmerzstorungen gehoren nach Untersuchungen in der deutschen Allgemeinbevolkerung mit einer 1-Jahres-Pravalenz von 8% und einer Lebenszeitpravalenz von 12,7% zu den haufigsten psychischen Storungen. Bisher gibt es kaum Studien zu einer genaueren Charakterisierung und Differenzierung dieses Storungsbildes. In der vorliegenden Untersuchung wird erstmals eine grose Patientenstichprobe einer Universitatspoliklinik mit somatoformer Storung und Leitsymptom Schmerz (N=282), bei denen durch fachubergreifende Diagnostik eine peripher nozizeptive oder neuropathische Schmerzgenese ausgeschlossen werden konnte, hinsichtlich einer komorbiden psychischen Storung sowie der Symptomprasentation weiter differenziert. Bei allen wurden strukturierte Interviews zur Erfassung psychischer Storungen (SKID-I und SKID-II) sowie eine strukturierte biografische Anamnese (MSBI) zur Erhebung von Belastungs- und Chronifizierungsparametern durchgefuhrt. Mithilfe des Screenings fur somatoforme Storungen (SOMS) wurden Ausmas und Verteilung somatisierter korperlicher Beschwerden erfasst: 69% der Untersuchten leiden unter mindestens einer weiteren psychischen Storung, v. a. Angsterkrankungen und depressiven Storungen; nur bei 14% besteht komorbide eine Personlichkeitsstorung. Mehr als 90% geben neben Schmerzen weitere somatisierte korperliche Beschwerden an. Das Vorhandensein einer komorbiden psychischen Storung sowie die Beschwerdedauer sind mit einer hoheren Anzahl korperlicher Beschwerden verbunden, wegen denen sie sich ebenfalls in arztliche Behandlung begeben konnten (z. B. Mudigkeit, Schwindel). Auch die Haufigkeit der „Diagnose“ Fibromyalgie steigt mit dem Ausmas der Somatisierung. Die vorliegenden Ergebnisse unterstutzen letztlich, diese Patientengruppe als eigenstandige diagnostische Kategorie beizubehalten. Sie legen eine kunftige Differenzierung hinsichtlich des Schweregrades – ahnlich wie bei depressiven Storungen – nahe.
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