Massive Hämoptysen bei benigner Grunderkrankung—Notfallmanagement und Ergebnisse der operativen Therapie

2002 
Massive Hamoptysen (Hamoptoe) sind ein alarmierendes klinisches Symptom mit einer Mortalitat bis 75%. Neben Gefasarrosionen durch maligne Tumoren sind vor allem entzundliche pulmonale Prozesse sowie vaskulare Fehlbildungen Ursache massiver Hamoptysen. In einer retrospektiven Analyse unseres Krankengutes (1986–2001) werden das Notfallmanagement sowie die Ergebnisse der operativen Therapie von massiven Hamoptysen bei benigner Grunderkrankung dargestellt. Patienten und Methode: Im Untersuchungszeitraum wurden 139 Patienten mit lebensbedrohlichen, massiven Hamoptysen aufgenommen, 32 Patienten (23%) wiesen Hamoptysen bei maligner Grunderkrankung auf und wurden von der Analyse ausgeschlossen. 107 Patienten (76.9%) wurden bei benigner Grunderkrankung behandelt, von 83 Patienten konnten nach median 6,1 Jahren auch die Spatergebnisse erhoben werden. Ergebnisse: Bei allen 107 Patienten (47,3 Jahre, m: w 1,5:1) wurden bei Aufnahme eine Bronchoskopie sowie eine Rontgen-Thoraxaufnahme durchgefuhrt, 103 Patienten erhielten ein CT. Die bronchoskopische Blutstillung gelang fiberbronchoskopisch bei 7, starr bronchoskopisch bei 18 Patienten. 2 Patienten verstarben noch in der Rettungsstelle. Bei 63 Patienten mit bronchoskopisch nicht stillbarer Blutung erfolgte die interventionelle Bronchialarterienembolisierung (erfolgreich primar 53, davon Rezidivblutung nach uber 10 Tagen bei 11 Patienten). 27 Patienten mit einer lokalisierbaren Blutungsursache und CT-morphologischem Substrat wurden notfallmasig primar operativ versorgt. Sekundar wurden weitere 49 Patienten nach Stabilisierung der hamodynamischen Verhaltnisse sowie nach Abschlus der Diagnostik operiert. Hauptursachen der Blutung waren destruierende Bronchiektasen (31), aktive oder inaktive Tuberkulose (22), Aspergillome (11) sowie unspezifische Lungenabszesse (5) und destruierende Pneumonien (4). Des weiteren fanden sich ursachlich vaskulare Fehlbildungen, wie Lungensequestrationen (9), AV-Malformationen (4) oder penetrierende Aortenaneurismen (2). Die Gesamtmortalitat betrug 14,0% (15), wobei in der Regressionsanalyse Patientenalter uber 60 Jahre, bestehende Antikoagulation, Schock bei stationarer Aufnahme und die Notwendigkeit einer Notoperation bei akuter Blutung positiv mit der Mortalitat korrelieren. Im follow-up hatten 2/57 (3,5%) der operierten Patienten therapiebedurftige ‘Rezidiv’blutungen ohne Mortalitat (erneute Tuberkulose, Bronchiektasie der Gegenseite), wahrend 5/26 (19,2%) der konservativ behandelten Patienten erneute Episoden massiver Hamoptysen aufwiesen. 3 dieser Patienten verstarben sekundar an der Rezidivblutung. Diskussion: Das Management lebensbedrohlicher Hamoptysen ist eine interdisziplinare Aufgabe. Erstes Ziel ist der Schutz der nicht betroffenen Lunge vor der Aspiration und die Stabilisierung des Kreislaufes. Hierdurch kann der Patient stabilisiert, die Diagnostik komplettiert und die Operationsmorbiditat und -mortalitat gesenkt werden. Mittel der Wahl ist die interventionelle Bronchialarterienembolisierung, wahrend bronchoskopische Techniken in aller Regel zwar diagnostischen, jedoch keinen therapeutischen Nutzen aurweisen. Bei stattgehabter Blutung und morphologisch-pathologischem Korrelat ist die operative Therapie im Bezug auf die Langzeitergebnisse der konservativ-interventionellen Therapie uberlegen.
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