Entwicklung und Evaluation eines Trainings zur Förderung der Lesekompetenz und Lesemotivation (LekoLemo) für die Sekundarstufe I

2009 
Im deutschen Sprachraum hat die PISA-Studie vor allem deshalb viel Aufmerksamkeit erregt, weil sie deutlich gezeigt hat, dass die Lesekompetenz der 15-jahrigen deutschen Schulerinnen und Schuler im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich ausgepragt ist und daruber hinaus eine sehr grose Streuung aufweist (Artelt, Schiefele, Schneider, 2001; Artelt, Stanat, Schneider & Schiefele, 2001). So wurde im Bundeslandervergleich der PISA-Studie fur alle deutschen Bundeslander ein groser Leistungsabstand zwischen den 5 Prozent besten und den 5 Prozent schlechtesten Schulerinnen und Schulern gefunden. Diese ernuchternden Ergebnisse waren der Ausloser fur eine grose Diskussion unter Experten hinsichtlich der Bildungssysteme und Schlusselqualifikationen in den Bereichen der Lesekompetenz, der mathematischen sowie der naturwissenschaftlichen Kompetenz. In der ersten PISA-Studie verneinten immerhin 42 Prozent der deutschen Jugendlichen die Frage, ob sie zum Vergnugen lesen wurden (vgl. Artelt et al., 2001). Da die Lesekompetenz jedoch entscheidend durch die Lesemotivation, das Leseinteresse sowie das Leseverhalten beeinflusst wird, liegt die Vermutung nahe, hier die Grunde fur das schlechte Abschneiden der deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu sehen. Das lesebezogene Selbstkonzept, das aussagt, wie die Schulerinnen und Schuler ihre eigenen Fahigkeiten im Lesen einschatzen, zahlt ebenfalls zu den Pradiktoren der Lesekompetenz. Aber auch das Selbstkonzept war bei den Jugendlichen aus Deutschland nur gering ausgepragt. Da die genannten Faktoren durch padagogisch-psychologische Interventionsmasnahmen beeinflusst werden konnen, war dies der Ansatzpunkt fur verschiedene Experten, nach geeigneten Trainingskonzepten zu suchen. Einige bereits existierende Programme haben sich die Forderung der Lesekompetenz zum Ziel gesetzt. Jedoch zeigte die Analyse der Lesetrainings, dass in der Vergangenheit der Aspekt der Lesemotivation oftmals auser Acht gelassen wurde. In den Trainingsmasnahmen wird vorrangig metakognitives Wissen uber erfolgreiche Lesestrategien und deren Einubung vermittelt. Auserdem werden in den Forderprogrammen die in der PISA-Studie (Artelt, Schneider & Schiefel, 2002) differenzierten Dimensionen des verstehenden Umgangs mit Texten nicht berucksichtigt, ebenso fanden keine Ubungen zu metakognitivem Textformatwissen statt. Aufgrund dieser Defizite wurde bei der Konzeption eines neuen Trainings zur Forderung der Lesekompetenz und Lesemotivation (LekoLemo) fur die 7. Jahrgangsstufe die Berucksichtigung der genannten Aspekte angestrebt. Da die Lesemotivation ein wichtiger Faktor des Trainings darstellt, stellen das Erwartungs-Wert-Modell der Lesemotivation von Moller und Schiefele (2004) und die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan (1985) die theoretischen Grundlagen fur die Entwicklung des LekoLemo-Trainings dar. Moller und Schiefele (2004) postulieren in ihrem Modell, dass die Lesemotivation, die durch die Wert- und Erwartungskomponenten bedingt ist, einen Einfluss, vermittelnd uber das konkrete Leseverhalten, auf die Lesekompetenz ausubt. Deci und Ryan (1985) gehen in ihrer Selbstbestimmungstheorie davon aus, dass sich - unter Berucksichtigung der drei psychologischen Grundbedurfnisse - diese Lesemotivation beeinflussen und fordern lasst. Es wurden im Vorfeld drei Evaluationsstudien zum LekoLemo-Training durchgefuhrt. Das vorrangige Ziel der Studien bestand darin, das Training auf Praktikabilitat und Effektivitat zu uberprufen. Obwohl die Studien die Wirksamkeit des Trainings nicht bestatigen konnten, bildeten die Ergebnisse eine wichtige Grundlage zur Weiterentwicklung und Modifikation des Programms. In der vorliegenden Arbeit steht die Uberprufung der Wirksamkeit des Trainings auf die Lesekompetenz und Lesemotivation im Fokus. Die Stichprobe, die zur Evaluation untersucht wurde, setzte sich aus 331 Schulerinnen und Schulern der siebten Jahrgangsstufe aus mehreren Realschulen, einer Gesamt- und einer Hauptschule zusammen. Es zeigte sich, dass das Training einen signifikanten Effekt auf das lesebezogene Selbstkonzept sowie auf die gegenstands- und erlebnisbezogene Lesemotivation hatte. Durch die angeschlossenen explorativen Analysen konnte fur eine Substichprobe auch ein signifikanter Einfluss auf die Lesekompetenz nachgewiesen werden.
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