Der Einsatz von Tourniquets im Rahmen der Luftrettung

2021 
Im Jahr 2016 wurde durch die Deutsche Gesellschaft fur Anasthesiologie und Intensivmedizin (DGAI) erstmals eine Handlungsempfehlung zum praklinischen Einsatz von Tourniquets publiziert. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit sollte evaluiert werden, wie haufig der Tourniqueteinsatz in einem reprasentativen Traumakollektiv der Luftrettung und damit die potenzielle Anwendung der Handlungsempfehlung vorkommen. Nach Zustimmung des wissenschaftlichen Arbeitskreises der DRF Luftrettung wurde die elektronische Datenbank (HEMSDER) der DRF Luftrettung im Zeitraum von 2015 bis 2020 unter der obigen Fragestellung ausgewertet. Alle Patienten mit einer Tourniquetanwendung wurden in die Studie eingeschlossen, und es erfolgte ein Vergleich mit der Gesamttraumakohorte sowie einer Subgruppe von Patienten, die zusatzlich eine Atemwegssicherung benotigten. Die Auswertung erfolgte vornehmlich deskriptiv. Zudem kamen zum Gruppenvergleich parametrische Testverfahren zum Einsatz (t-Tests sowie Chi2-Tests). Im Untersuchungszeitraum wurden 67.321 Traumapatienten versorgt, bei 866 (entspricht 1,3 % aller Traumapatienten) kam ein Tourniquet zum Einsatz. Das Alter dieser Patienten betrug im Mittel 45,9 (±19,5) Jahre, 710 (84 %) waren mannlich, 439 (51 %) erlitten ein Monotrauma, 296 (34 %) eine Polytraumatisierung, 329 (38 %) benotigten ein prahospitales Atemwegsmanagement, 321 (37 %) hiervon eine Intubation. Signifikante Unterschiede zwischen Patienten mit Tourniquetanwendung und der restlichen Traumakohorte zeigten sich in allgemeinen Daten (Mono‑, Poly‑, Hochrasanztrauma, V. a. Massenblutung), Vitalparametern am Unfallort (GCS, HF, SpO2) und bei den durchgefuhrten Interventionen, wie Druckverbanden und Hamostyptika, dem Einsatz von Tranexamsaure, der Analgesie/Analgosedierung, bei der Haufigkeit von Intubation und von kolloidalem Volumenersatz. Mit einer Haufigkeit von 1,3 % ist die Notwendigkeit einer prahospitalen Tourniquetanlage bei Traumapatienten gering, deckt sich jedoch mit der Haufigkeit internationaler Publikationen. Monotraumata mit isolierten Extremitatenverletzungen stellen ca. die Halfte der mit Tourniquets versorgten Patienten dar. Die andere Halfte wird durch mehrfach verletzte bzw. polytraumatisierte Patienten reprasentiert, die signifikant haufiger invasive Masnahmen im Rahmen der Atemwegssicherung erfordern und einer komplexeren Versorgung vor Ort bedurfen. Die vorliegenden Daten lassen keine Aussage zum Anlageort und uber die Qualitat der Tourniquetanlage zu.
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