Diversität und Sukzession von Laufkäferzönosen in gestörten Landschaften Südbrandenburgs

2007 
Insgesamt wurden in verschiedenen Forschungsvorhaben sowohl auf ehemaligen Truppenubungsplatzen als auch in der Bergbaufolgelandschaft systematisch Laufkafer erfasst und untersucht. Insgesamt wurden 333 Jahresfange aus 14 verschiedenen Bergbaufolgelandschaften, von 8 verschiedenen ehemaligen Truppenubungsplatzen und weiteren Vergleichsflachen ausgewertet. Die Ergebnisse lassen sich folgendermasen zusammenfassen. In der Niederlausitz sind gestorte Landschaften (Bergbaufolgelandschaften, ehemalige Truppenubungsplatze) reich an Laufkaferarten. Ein sehr hoher Anteil der nachgewiesenen Arten gehort zu brandenburg- und/oder deutschlandweit seltenen oder gefahrdeten Arten. Bei diesen Arten handelt es sich insbesondere um stenotope Spezialisten fruher Sukzessionsstadien. Unter den nachgewiesenen Arten befinden sich deutschlandweit extrem seltene Arten und Wiederfunde von in Brandenburg bereits als verschollen eingestuften Arten. Die in der Bergbaufolgelandschaft reprasentativ vorhandenen Biotoptypen (Sandoffenflachen, Sandtrockenrasen, Ackerunkrautfluren, Ruderalfluren) wurden im Wesentlichen durch alle potentiell in Brandenburg moglichen Arten besiedelt. Eine Nichtbesiedlung der Bergbaufolgelandschaft durch prinzipiell geeignete Arten konnte nicht festgestellt werden. Die Flachengrose hatte auf der Makroskala keine wesentliche Bedeutung fur die Erklarung der Artenzahlen. Dadurch unterscheidet sich dieser „Inseltyp“, als insularer Extremstandort in der Kulturlandschaft, sowohl von realen Inseln, als auch von durch Fragmentierung entstandenen terrestrischen Habitatinseln, auf denen oft die Flachengrose und die Isolation der Inseln eine grose Rolle fur die Erklarung der Artenzahlen der Laufkafer spielten. Hier sollten weitere Untersuchungen ansetzen, und insbesondere die Frage klaren ob und welchen Einfluss Habitatheterogenitat bzw. –diversitat, bzw. die die Umgebung der Bergbaufolgelandschaften auf die Artenzahlen haben. Die Besiedlung durch Laufkafer erfolgt vor allem in den ersten Jahren nicht zufallig erfolgt, da dieselben Pionierarten (xerobionte, mittelgrose Arten mit hohem Dispersionsvermogen und Praferenz zu offenen Sandstellen) sowohl bei primaren als auch bei sekundaren Sukzessionsvorgangen das Gros der Individuen und der Biomasse stellen. Die Artenzusammensetzungen der spezifischen Zonosen wird zumindest in den ersten Jahren allerdings sehr stark durch „zufallige“ Besiedlungsprozesse und die direkte Umgebung gepragt. Strukturelle Parameter der Vegetation hatten sowohl bei der primaren als auch bei der sekundaren Sukzession die hochste Bedeutung fur die Erklarung der Artenzahlen der Laufkafer. Die „structural diversity hypothesis“ wird nach den vorliegenden Ergebnissen deutlich besser unterstutzt als die „taxonomic diversity hypothesis“. Die Ergebnisse werden in Bezug auf die Anwendbarkeit weiterer okologische Hypothesen uberpruft: microhabitat specialisation hypothesis“ „hunting efficiency hypothesis“ „enemy-free space hypothesis“. Zwischen der primaren und der sekundaren Sukzession der Laufkaferzonosen konnten keine wesentlichen Unterschiede herausgearbeitet werden. Die Ergebnisse werden vor allen in Bezug auf Artenzahlen, Artenzusammensetzung, Diversitat, Biomassen, Grosenklassen, Flugelausbildung, okolo. Typen dargestellt und diskutiert. Die wichtigsten Ergebnisse waren: Die Artenzahlen wiesen in den ersten 10 Jahren stets ein deutliches Maximum auf. Dieses Maximum lasst sich sehr gut mit dem von Wilson (1969) beschriebenen non-interactive equilibrium in Ubereinstimmung bringen. Anschliesend erfolgt mit zunehmender Vegetationsbedeckung eine Abnahme der Artenzahlen in Ubereinstimmung mit dem interactive equilibrium. Eine Wiederzunahme der Artenzahlen in noch spateren Sukzessionsstadien konnte mit dem vorliegenden Datenmaterial innerhalb der Untersuchungszeitraume nicht festgestellt werden. Im Verlauf der primaren und sekundaren Sukzession lassen sich deutlich zwei Biomassemaxima unterscheiden, von denen eins in den ersten 10 Jahren der Sukzession auftritt und durch hohe Aktivitatsdichten insgesamt und die Eudominanz einer Pionierart hervorgerufen wird. Das erste Biomassemaximum ist zeitlich vor dem Maximum der Artenzahlen der Laufkafer in den Zonosen einzuordnen und tritt im non-interactive equilibrium auf. Ein zweites Maximum der Biomassen tritt erst nach fortgeschrittener Bewaldung auf und wird durch die allmahliche Einwanderung und schlieslich der Dominanz groser Waldarten mit hohen individuellen Biomassen hervorgerufen. Die Sukzessionsabfolge der dominanten Arten der fruhen Sukzessionsstadien wird nach den vorliegenden Ergebnissen durch verschiedene Parameter die Vegetationsbedeckung determiniert, die mit den Aktivitatsdichten hochkorreliert waren. Andere (v.a. bodenkundliche) Umweltvariablen waren von untergeordneter Bedeutung.
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