Einschränkungen der Aussagekraft des konventionellen Röntgenbilds bei Sprunggelenksfrakturen im Alter

2016 
Hintergrund: Komplexe Sprunggelenksfrakturen sind haufige Verletzungen des alten Menschen. In der eigenen Klinik wurde in diesem Patientengut in Einzelfallen eine Diskrepanz zwischen den praoperativ erhobenen Befunden der konventionellen Rontgenaufnahmen und den intraoperativen Befunden hinsichtlich der Frakturmorphologie beobachtet. Es wurde deshalb die Hypothese formuliert, dass bei alteren Patienten viele therapierelevante Verletzungen im Rontgenbild nicht erkannt werden. Die Dokumentation einer mehrfragmentaren Fraktursituation am oberen Sprunggelenk ist erlosrelevant. Material und Methoden: Fur die Untersuchung konnten die kompletten Daten und praoperativen Rontgenbilder von 84 Patienten mit Sprunggelenksfrakturen in einem Alter von uber 60 Jahren retrospektiv ausgewertet werden. Hierbei handelte es sich um 59 Frauen und 25 Manner im mittleren Alter von 69,9 Jahren (Range 60–90 Jahre). Die OP-Berichte und die praoperativen konventionellen Rontgenbilder wurden hinsichtlich folgender Kriterien analysiert: mehrfragmentare Ausenknochelfraktur, Innenknochelfraktur, posteriores Kantenfragment, knocherner Ausriss der vorderen Syndesmose. Es wurden die Sensitivitat, die Spezifitat, der positiv pradiktive Wert, der negativ pradiktive Wert, die Pravalenz sowie die Genauigkeit berechnet. Ergebnisse: Die Pravalenz der einzelnen Lasionen betrug in dem hier analysierten Kollektiv fur eine mehrfragmentare Ausenknochelfraktur 24 %, fur eine Innenknochelfraktur 38 %, fur eine Beteiligung des hinteren Volkmann-Dreiecks 25 % und fur einen knochernen Ausriss der vorderen Syndesmose 22,6 %. Mehrfragmentare Ausenknochelfrakturen (Sensitivitat 0 %) und knocherne Ausrisse der vorderen Syndesmose (Sensitivitat 5 %) wurden im konventionellen praoperativen Rontgenbild kaum erkannt. Innenknochelfrakturen und Frakturen des hinteren Volkmann-Dreiecks wurden im konventionellen Rontgenbild mit einer ausreichenden Sensitivitat (96,8 %/76,2 %) und Spezifitat (jeweils 100 %) erkannt. Schlussfolgerungen: Die hier vorliegende Untersuchung hat gezeigt, dass bei alteren Patienten in einem Viertel der Falle mit komplexen Sprunggelenksfrakturen zu rechnen ist. Mehrfragmentare Ausenknochelfrakturen entziehen sich dem Nachweis auf dem konventionellen Rontgenbild. Die Indikation zur praoperativen CT-Untersuchung sollte groszugig gestellt werden, um intraoperativ nicht von einer mehrfragmentaren Situation uberrascht zu werden. Der MDK sollte bei Fallprufungen auf den intraoperativ dokumentierten Befund und nicht auf den praoperativen Rontgenbefund zuruckgreifen, wenn es darum geht zu entscheiden, ob eine mehrfragmentare Sprunggelenksfraktur vorliegt.
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