Implementierung eines standardisierten Test-Kits zur Diagnostik von periprothetischen Infektionen in der klinischen Routine

2021 
Die Zahl der endoprothetischen Primar- und Revisionsoperationen steigt. Umso mehr zeigt sich die Notwendigkeit einer standardisierten und leitliniengerechten Diagnostik zur sicheren Detektion eines periprothetischen Infektes (PPI). Verschiedene Organisationen haben in den letzten 10 Jahren ihre Definitionen des PPI bei Blut- und Synovialproben publiziert, mit einigen Alleinstellungsmerkmalen, v. a. aber deutlichen Uberschneidungen in den richtungweisenden Tests. Die Einfuhrung eines klinikinternen Standard-Test-Kits konnte helfen, die immer komplexere Anforderung an die PPI-Diagnostik fur den Anwender zu vereinfachen und gleichzeitig die diagnostische Qualitat zu verbessern. In einer monozentrischen prospektiven Studie wurde im Jahr 2016 ein Test-Kit unter Berucksichtigung der International-Consensus-Meeting(ICM)-Kriterien 2014 und der Infectious-Diseases-Society-of-America(IDSA)-Kriterien zusammengestellt, welches zugleich die Definitionen der ICM-Kriterien 2018 und der Kriterien der European Bone and Joint Infection Society (2021) erfullt. Das Test-Kit wurde in das klinische Setting eines uberregionalen Traumazentrums mit Endoprothesenzentrum der Maximalversorgung und spezieller septischer Chirurgie implementiert, und die Verwendung des Test-Kits als auch die Beurteilbarkeit der beiliegenden Tests wurden bei Gelenkpunktion untersucht. Es konnte ein Test-Kit zusammengestellt werden, unter Verwendung von: Blutproben (kleines Blutbild, inkl. Leukozyten und C‑reaktives Protein [CRP]), Proben zur Untersuchung der Gelenkflussigkeit (Zellzahl, Zelldifferenzierung, Blutkultur zur mikrobiologischen Bebrutung uber 14 Tage,α-Defensin-Labortest und Leukozytenesterase-Teststreifen) nebst Aufklarung und Anforderungsscheinen. Zwischen April 2016 und Februar 2020 konnten 405 Patienten eingeschlossen werden. Binnen 3 Kalenderjahren stieg die Nutzung des Test-Kits von anfanglich 59 % uber 86 % bis zuletzt im 3. Kalenderjahr auf 96% der Falle. Der Leukozytenesterase-Teststreifen war nur in 72% d. F. auswertbar, aufgrund undifferenzierter Ablesbarkeit oder Blutbeimengung. Die Kosten stiegen durch den α‑Defensin-Labortest um ca. 52 €/Punktion. Der beste Einzeltest zeigte mit α‑Defensin eine Sensitivitat/Spezifitat von 92,8 %/95,2 %. Durch statistische Modelle wurde berechnet, welche Kombinationen eine ahnliche Testgute zeigen; hier zeigen verschiedene Kombinationen wie z. B. CRP+ Zellzahl+Mikrobiologie eine Sens./Spez. um je 90 %. Eine Herausforderung fur die praoperative Diagnostik ist eine Metallose. In der prospektiven Studie konnte gezeigt werden, dass durch Implementierung des standardisierten Test-Kits in jedem der Falle ein periprothetischer Infekt mittels leitliniengerechter Diagnostik der Blut- und Synovialproben auszuschliesen war. Die Diagnostikqualitat wurde erheblich gesteigert und gleichzeitig das durchfuhrende Personal entlastet. Aktuell existiert kein Einzeltest, der einen Infekt sicher ausschliest oder beweist. Der α‑Defensin-Labortest zeigte die beste Testgute, wobei die Betrachtung von Testkombinationen obligat und gleichsam sicher ist.
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