Untersuchungen zur epiphytischen Flechtenvegetation in urbanen Gebieten, dargestellt an der Rückkehr der Flechten in das Ruhrgebiet und ausgewählter Nachbargebiete

2002 
Die besonderen okologischen Bedingungen stadtischer Lebensraume werden in einem ersten Teil der Arbeit in ihrer Bedeutung fur epiphytische Flechten dargelegt. Mit Hilfe des hier neudefinierten Urbanotoleranzfaktors konnen Flechten hinsichtlich ihrer Empfindlichkeit gegenuber der stadtischen Umwelt eingestuft werden. Wie im zweiten Teil der Arbeit dargestellt, ergeben die aktuellen Untersuchungen zur Flechtenvegetation im Ruhrgebiet und einigen umliegenden Stadtgebieten im Vergleich zu fruheren Studien, zumeist Luftqualitatserhebungen mit Flechten als Bioindikatoren, dass sich infolge der drastisch reduzierten (SO2-)Immissionsbelastung eine relativ artenreiche epiphytische Flechtenflora etablieren konnte. Der Gesamtartenbestand stieg von hochstens drei Arten Mitte der 1960er Jahre auf uber 60 an; auch die allgemein als Zeichen recht guter Luftqualitat anerkannten Bartflechten haben sich im untersuchten Gebiet wieder mit drei Arten eingefunden. Im Vergleich mit anderen grosen urbanen Gebieten, die wie das Ruhrgebiet ahnlichen Belastungsbedingungen unterlagen bzw. aktuell ausgesetzt sind, hat sich eine recht langsame Wiederbesiedelung vollzogen. Dies ist vermutlich sowohl auf den sich nur langsam vollziehenden Entgiftungs- und Entsauerungsprozess der Borkensubstrate, als auch auf den vergleichsweise geringen Diasporenvorrat und ?nachschub im Ruhrgebiet sowie in der Umgebung zuruckzufuhren. Anhand der vorliegenden Untersuchungsergebnisse lasst sich nicht klaren, aus welchen Arealen die heute im Ruhrgebiet und weiteren Stadten anzutreffenden Flechten zuruckgekehrt sind. Wie auch in anderen Wiederbesiedelungsstudien beobachtet, kehrten manche Arten uberraschend schnell zuruck. Dieses Phanomen des "zone-skipping" ist also ein typisches Merkmal von Wiederbesiedelungsereignissen. Charakteristisch ist ferner, dass sich im wesentlichen Arten einfinden, die - wie die meisten zuruckkehrenden Flechten - uber vegetative Verbreitungseinheiten verfugen oder sehr erfolgreiche Strategien bei der Ausbreitung mit Hilfe von Sporen besitzen (s. z.B. Xanthoria polycarpa und X. parietina). Aus dem Vergleich mehrerer Wiederbesiedelungsprozesse lasst sich ein Modell herleiten, das die Flechtenruckkehr in urbane Gebiete in drei Phasen beschreibt.
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