Warum prospektive und kontrollierte Studien

2014 
Es kam einer wissenschaftlichen Sensa­tion gleich, als Ende 2013 bekannt wur­de, dass sich die renale Denervation zur Senkung des therapierefraktaren Hoch­drucks in einer kontrollierten prospekti ­ven Studie an 535 Patienten als weitge­hend ineffektiv erwiesen hatte [1]. Seit 2009 wurden besonders in Deutschland bei Tausenden von medikamentos nicht ausreichend behandelbaren Hypertoni­kern mit speziellen intraarteriellen Kathetern die afferenten und efferenten Nervenfasern des sympathischen Ner­vensystems, die sich in den Wanden der Nierenarterien befinden, verodet und dadurch der vorher erhohte Blutdruck reduziert. Diese Therapiemasnahme beruhte darauf, dass in mehreren fruhe ­ren aber unkontrollierten klinischen Studien die renale Denervation erfolg­reich mit der ublichen Behandlung ver­glichen worden war. Dabei waren regel­haft ausgepragte Blutdrucksenkungen um etwa 30mmHg systolisch und 15mmHg diastolisch gegenuber der optimalen medikamentosen Behand­lung nachgewiesen worden [2]. Schon vor etwa 70 Jahren hatte man bei einigen Patienten mit unkontrollierba­rem Hochdruck mit eigentlich guten Ergebnissen eine chirurgische renale Denervation durchgefuhrt. Wegen der vielen Nebenwirkungen und dann auch der aufkommenden besseren Antihy­pertensiva war diese Methode dann allerdings wieder verlassen worden. Da das Prinzip der renalen Denervation bei Hypertonie pathophysiologisch stimmig erschien, hatte sich die Ablation der Nie ­rennerven rasch an sehr vielen Kranken ­hausern verbreitet, obwohl sie nicht evi ­denzbasiert sowie sehr teuer und auf­wendig ist. Offensichtlich ist in unserem medizinischen System also noch ausrei ­chend Geld fur sehr kostentrachtige Masnahmen ohne gesicherten Erfolgs­nachweis vorhanden! Nach dem Fehlschlagen der unter kon­trollierten Bedingungen gepruften und danach fur unwirksam befundenen Pro­zedur, fragt man sich naturlich verwun­dert, wie es passieren konnte, dass Hun­derte von Arzten an Tausenden von Pati­enten die Nierennerven verodeten, ob­wohl eine optimierte Tablettenbehand­lung ein ahnliches Ergebnis bringt? Der Erfahrene weis in diesem Zusammen­hang, dass selbst die neuere Medizinge­schichte voll von derartigen Irrtumern ist, die sowohl Patienten als auch Arzte be­treffen. Als ich Medizin studierte, wurden die „uberzeugenden“ Therapieeffekte der Vineberg-Operation bei schwerer Angina pectoris publiziert [3]. Damals wurde die Arteria mammaria interna operativ mo­bilisiert und in den Herzmuskel eingelegt. Man glaubte, dass feine Gefase ausspros­sen und das ischamische Myokard mit dem fehlenden Blut versorgen wurden. Erst spatere kontrollierte prospektive Studien ergaben die objektiv ausbleiben­de therapeutische Wirkung, an die viele Arzte und auch Patienten vorher „ge­glaubt“ hatten. Ahnlich erging es Ende der 1990erJahre der Laser­ ­Revaskularisati­on bei therapierefraktarer Koronarischa­mie. Bei dieser heroischen Methode wur­den mit einem CO
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