Alltagsverankerte gegenständlich-materielle und soziale Bedeutungsstrukturen

2018 
Gegenuber den bisherigen Argumentationsschwerpunkten erfolgt in diesem Kapitel eine doppelte Erweiterung: Zunachst einmal wird mit der Kritischen Psychologie ein Ansatz vorgestellt, der den Anspruch hat, mit der Argumentationsfigur „gesamtgesellschaftliche Vermitteltheit der individuellen Existenz“ die individualgeschichtliche Rekonstruktion der alltagsbezogenen Lebenspraxis der Menschen universaltheoretisch und epochenspezifisch zu verknupfen mit einer umfassenden Analyse der gesellschaftlich-historischen Lebensbedingungen einschlieslich ihrer Naturgrundlagen (Kap. 4.1). Daruber hinaus wird die Engfuhrung auf Entwicklungs-Probleme der Kinder (und Jugendlichen) und ihrer Familien dahingehend uberwunden, dass nunmehr die sozialen Bedingungen, zwischenmenschlichen Interaktionsmuster und psychodynamischen Entwicklungen gelingender Familienerziehung in den Focus geruckt werden. Das geschieht in drei Argumentationsschritten: Zunachst werden die Prozesse der aktiven und immer selbstreflexiveren Auseinandersetzungen der Kinder mit den gegenstandlichen Bedeutungsstrukturen dargestellt (Kap. 4.2.1); dann die Bemuhungen um eine immer gleichberechtigtere Verstandigung uber die Ziele und Wege des befriedigenden Zusammenlebens in der Familie (Kap. 4.2.2); und schlieslich die Offnung der privaten Erziehungsraume und -beziehungen fur offentliche Anregungs- und Unterstutzungsangebote – hier in Form der Eltern-Kind- bzw. Mutter-Zentren (Kap. 4.2.3). Mit all dem ist das Pladoyer fur ein Verstandnis von Familienbildung verbunden, welches im padagogischen Alltagshandeln sein Fundament und seinen zentralen Bezugspunkt hat und in das dann auch die Aneignung von semiprofessionellem und professionellem Wissen integriert ist. In den Darstellungen von Kap. 2 und 3 gab es eine gewisse Kluft zwischen den eher abstrakten und bezogen auf die gesellschaftlichen Bedingungen eher vagen Darstellungen der Bildungsthemen (wenn diese z. B. kognitive Schemata und Bindungsmuster ins Zentrum stellen) und den sehr konkreten entwicklungspadagogisch-sozialen Aufgabenstellungen der verschiedenen padagogischen Konzepte und Methoden. Aber auch ontogenetisch wird das systemisch eingebundene Alltagsleben, und damit die konkrete unmittelbare Gesellschaftlichkeit, fur die Kinder zunehmend zu einem bedeutenden Erlebnis- und Erfahrungsfeld und markiert somit eine neue Entwicklungsstufe ihrer Handlungs-, Reflexions- und Genussfahigkeiten.
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