Klinische Wertigkeit der Multidetektor-Computertomographie bei klinisch obskuren Infektfoki

2016 
Unklare Infektkonstellationen sind ein im klinischen Alltag haufig auftretendes Problem. Dies gilt vor allem fur grosere Krankenhauser mit grosen chirurgischen Abteilungen, Intensivstationen und einem erhohten Aufkommen an immunsupprimierten Patienten. Die klinischen Prasentationsformen und zugrunde liegenden Erkrankungen variieren dabei stark. Eine schnelle und effektive Diagnostik ist bei unklaren Infektkonstellationen sehr wichtig, da die zugrunde liegenden Erkrankungen mit einer hohen Mortalitat einhergehen konnen. Hierbei spielen die bildgebenden Verfahren, neben der klinischen Untersuchung und Labordiagnostik, eine tragende Rolle. Bei den zur Suche eines unklaren Infektfokus verwendeten bildgebenden Verfahren ist die MDCT heutzutage eine wichtige und haufig verwendete Untersuchungsmodalitat. Die Datenlage bezuglich der klinischen Wertigkeit der MDCT zur Diagnostik unklarer Infektfoki ist bisher nicht ausreichend. Ziel dieser Studie war es zu evaluieren, wie haufig eine MDCT, welche zur Suche eines unklaren Infektfokus durchgefuhrt wurde, zu einer Diagnose fuhrte und wie haufig diese Diagnose einen direkten Einfluss auf die Therapie der Patienten hatte. Zusatzlich sollte durch eine Subgruppenanalyse herausgefunden werden, ob bestimmte Subgruppen von Patienten besonders haufig vom Ergebnis der MDCT zur Fokussuche im Sinne einer Therapieanpassung profitieren. Hierzu wurden alle MDCT-Untersuchungen, welche im Kalenderjahr 2010 zur Suche eines unklaren Infektfokus in einem Universitatskrankenhaus der hochsten Versorgungsstufe durchgefuhrt wurden, per Volltext-Datenbank-Abfrage identifiziert. Die Ergebnisse der MDCT und ihr Einfluss auf die Therapie der Patienten sowie Informationen zum Patientenkollektiv wurden den Rontgenbefunden sowie den Arztbriefen der Patienten entnommen. Auf diese Art wurden die Daten von n= 525 Patienten erfasst und ausgewertet. Die Auswertung zeigte, dass bei insgesamt 26,3 % der untersuchten Patienten eine Verdachtsdiagnose bestatigt werden konnte und bei 33,3 % der Patienten eine neue Diagnose gefunden wurde. Die Ergebnisse der MDCT hatten bei 32 % der Patienten einen unmittelbaren Einfluss auf die weitere Therapie. Diese Daten decken sich weitestgehend mit anderen Studien zur Wertigkeit der MDCT zur Diagnostik von unklaren Infektfoki, welche allerdings zumeist starker vorselektierte Patientenkollektive beobachteten. In der Subgruppenanalyse zeigte sich, dass eine MDCT signifikant haufiger direkten Einfluss auf die Therapie der Patienten hatte (p=0,016), wenn der Patient in einer chirurgischen Abteilung behandelt wurde (38 %)und nicht in einer Abteilung der Inneren Medizin (28 %). Besonders gros war der Unterschied zwischen chirurgischen Intensivstationen (39 %) und internistischen Intensivstationen (25 %) (p=0,035). Bei kurzlich voroperierten Patienten fuhrte die MDCT haufiger zu einer Therapieanpassung (36 %) als bei nicht voroperierten Patienten (31 %), allerdings lies sich hier keine statistische Signifikanz nachweisen. Auserdem fuhrte eine MDCT Abdomen/Becken signifikant haufiger (p=0,013) zu einer Anpassung der Therapie der Patienten (42 %) als eine MDCT des Thorax (31 %) oder eine kombinierte MDCT des Thorax und Abdomen/Becken (29 %). Fur immunsupprimierte Patienten lies sich ebenfalls nachweisen, dass die MDCT haufiger zu einer Therapieumstellung fuhrte (39 %) als bei nicht immunsuprimierten Patienten (31 %), auch wenn sich hier nur eine Tendenz zur statistischen Signifikanz zeigte (p=0,089). Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass die MDCT eine gut geeignete und klinisch wertvolle bildgebende Modalitat bei der multimodalen Diagnostik von unklaren Infektfoki ist. Dies scheint insbesondere fur Patienten zu gelten, bei denen der Infektfokus im Abdomen und Becken vermutet wird, sowie fur Patienten, die immunsupprimiert sind oder sich in den letzten 14 Tagen vor Indikationsstellung zur MDCT einer Operation unterzogen haben.
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