HTA-Bericht: Prävention des Zigarettenrauchens

2009 
Hintergrund Die negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Zigarettenrauchens sind unzweifelhaft nachgewiesen. Allein in Deutschland wird die Zahl der durch Zigarettenkonsum jahrlich verursachten Todesfalle auf 110.000 bis 140.000 und die jahrlichen Kosten auf 17 bis 21 Mrd. Euro geschatzt. Die Mehrheit der Raucher nimmt diese Gewohnheit bereits im Jugendalter auf. Dieser Aufnahme wird versucht unter anderem mit verhaltensbezogenen Interventionen fruh entgegenzuwirken. Zielsetzung Ziel dieses HTA-Berichts ist die Erstellung einer umfassenden Literaturubersicht zu verhaltensbezogenen Masnahmen in der Primarpravention des Zigarettenrauchens hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit. Methodik Relevante Publikationen wurden uber eine strukturierte Datenbankrecherche sowie mittels Handrecherche identifiziert. Die Literaturrecherche erstreckte sich von August 2001 bis August 2006. Die Zielpopulation waren Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr. Ergebnisse Von insgesamt 3.580 Treffern erfullen 37 medizinische Studien mit einem Nachbeobachtungszeitraum zwischen zwolf und 120 Monaten die Einschlusskriterien. Die Studienqualitat ist zufrieden stellend, allerdings berichtet nur die Halfte der Studien differenziert uber die Neuraucherquote, wahrend die ubrigen Studien andere Outcomes verwenden. Die Wirksamkeit einzelner Praventionsprogramme stellt sich als sehr heterogen dar. Insgesamt kann langfristig eine moderate Reduktion der Neuraucherquote beobachtet werden, die sich fur “Community”- und sektorubergreifende Interventionen deutlicher und langfristiger darstellt als fur reine Schulinterventionen. Die Datenlage zu einzelnen Interventionskomponenten ist jedoch sehr eingeschrankt. Nur drei okonomische Modellierungsstudien zur Untersuchung von Wirtschaftlichkeit bei schulbasierten verhaltensbezogenen Masnahmen konnen berucksichtigt werden. Die Ergebnisse dieser Studien lassen nur tendenziell auf eine positive Kosteneffektivitat von schulbasierten Interventionen schliesen. Diskussion und Schlussfolgerung Insgesamt lasst sich festhalten, dass verhaltensbezogene Praventionsprogramme grundsatzlich in der Lage sind die Aufnahme des Rauchens zu verhindern bzw. zu verzogern, auch wenn die Reduktion der Neuraucherquote lediglich moderat ist. Eine Erganzung bestehender Schulpraventionsprogramme durch geeignete “Community”-Interventionen erscheint notwendig, um die Wirksamkeit verhaltensbezogener Strategien zu steigern. Da keine der methodisch verlasslichen Studien Teilnehmer bis in das Erwachsenenalter nachverfolgt, mussen Aussagen uber die Nachhaltigkeit als eingeschrankt angesehen werden. Die Ubertragbarkeit internationaler Ergebnisse auf deutsche Verhaltnisse ist limitiert, da lediglich eine Studie aus Deutschland eingeschlossen werden konnte. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass international entwickelte Programme auch in Deutschland anwendbar sind, sofern sie entsprechend an die regionalen Bedurfnisse angepasst werden. Die verfugbare Evidenz ist nicht ausreichend, um verlassliche Aussagen uber die Wirtschaftlichkeit zu treffen.
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