Das phänotypische Spektrum der Augenveränderungen bei CEP290-Sequenzvariationen

2019 
Einleitung Eine haufige Ursache erblicher Netzhautdegenerationen sind Mutationen in Genen, die fur den Aufbau des verbindenden Ziliums der Photorezeptoren und den interflagellaren Transport codieren. Diese Erkrankungen werden als Ziliopathien zusammengefasst. Eines der haufigsten Ziliopathiegene ist das CEP290 , in dem die tief-intronische Splice-Mutation c.2991+1655A>G dominiert. Eine Ubersicht uber das ophthalmologische Spektrum verschiedener Mutationen des CEP290 -Gens wird in dieser Studie dargestellt. Methoden Patienten mit ursachlichen Mutationen im CEP290 -Gen wurden in einer umfassenden ophthalmologischen Diagnostik dokumentiert. Zusatzlich zur Sehscharfe und Refraktion wurde die Sehfunktion elektrophysiologisch erfasst. Bei ausreichender Kooperation erfolgte eine Dokumentation mit psychophysischen Methoden, des Augenhintergrundes und der Netzhautschichtung. Ergebnisse 30 Patienten im Alter zwischen 1 Monat und 84 Jahren (Median der ersten Vorstellung 0,6 Jahre) wurden in einem Zeitraum zwischen 5 Monaten und 25,7 Jahren (Median 4,8 Jahre) erfasst. Bei 23 Patienten lag c.2991+1655A>G vor (30/60 Allele, 7 homozygot). Die zweithaufigste Mutation war p.K1575* (9/60 Allele). Im Ganzfeld-Elektroretinogramm fanden sich bei wenigen Patienten initial noch Restpotenziale. Im weiteren Verlauf waren bei allen Patienten keine Potenziale mehr nachweisbar. Die Sehscharfe war seit Geburt stark reduziert. Bei 8 Patienten lag ein quantifizierbarer Visus (logMAR 2 – 0,3) vor. Eine fehlende Fixation wurde bei 15 Patienten wahrend der ersten Lebensmonate berichtet. Fur 10 dieser Patienten fand keine Verbesserung statt. Die ubrigen Patienten entwickelten Lichtscheinwahrnehmung (LSP) oder Erkennen von Handbewegungen. Eine bessere Sehscharfe war nicht auf Patienten mit c.2991+1655A>G-Mutation beschrankt. Der Augenhintergrund zeigte degenerative Veranderungen in der gesamten Flache mit paramakular ringformig erhohter Fundusautofluoreszenz (FAF) und punktformig erhohter FAF in der Peripherie (9/30 Patienten). Die Netzhautschichtung (6/30 Patienten) war im Bereich der Photorezeptoren (OPL bis OS) stark verdunnt bei erhaltener Dicke der inneren retinalen Schichten (RNFL bis INL). Die Schichtung der zentralen Netzhaut oder der Genotyp liesen keine Ruckschlusse auf die Sehscharfe zu. Schlussfolgerungen CEP290 -Mutationen gehoren zu den haufigsten Ursachen erblicher Netzhautdegenerationen. Von den 30 Patienten in dieser Studie hatten nur 33% keine Lichtwahrnehmung. Von den ubrigen 67%, die zumindest LSP entwickelten, erreichten 26% einen quantifizierbaren Visus zwischen logMAR 2 und 0,3. Zusammen mit einem guten Erhalt der Ganglienzellschicht und der Nervenfaserschicht erscheint eine erfolgreiche Anwendung therapeutischer Verfahren moglich.
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