Transfusionsassoziierte akute Lungeninsuffizienz

2013 
Die transfusionsassoziierte akute Lungeninsuffizienz (TRALI) hat sich nach Einfuhrung der Bezeichnung „TRALI“ durch Popovsky et al. vor annahernd 3 Jahrzehnten zur haufigsten Ursache der transfusionsbedingten Morbiditat und Mortalitat entwickelt. Vor Implementierung von Masnahmen zur Risikominimierung, wie der Spenderselektion, war die TRALI uberwiegend fur transfusionsassoziierte Todesfalle verantwortlich. Plasmareiche Praparate, wie gefrorenes Frischplasma und Thrombozytenkonzentrate, sind als fuhrende Ausloser beschrieben worden. Definitionsgemas bedeutet die TRALI eine Verschlechterung der Lungenfunktion mit Hypoxamie und Entwicklung von radiologisch gesicherten, nichtkardiogenen, bilateralen Lungeninfiltraten innerhalb von 6 h nach stattgefundener Transfusion. Die Diagnose ist schwierig, und differenzialdiagnostisch mussen Herzinsuffizienz und andere transfusionsbedingte Lungenschaden, wie z. B. „transfusion-associated circulatory overload“ (TACO), unterschieden werden. Eine kausale Therapie ist bisher nicht moglich, daher beschranken sich therapeutische Masnahmen auf Sauerstoffinsufflation und ggf. mechanische Ventilation. Uber die genaue Pathogenese herrscht bisher noch Uneinigkeit. Die in der Literatur favorisierte Hypothese geht von einem „Two-event“-Modell aus, bei der als „first event“ die Sensibilisierung von neutrophilen Granulozyten durch bestimmte Umstande, wie Sepsis oder Trauma, stattfindet. Im Rahmen des „second event“ kommt es durch transfundierte Antikorper (immunogene TRALI) und biologisch aktive Mediatoren (nichtimmunogene TRALI) zur Aktivierung der sensibilisierten neutrophilen Granulozyten mit anschliesender Freisetzung von u. a. Proteasen sowie Radikalen, gefolgt von der Entwicklung einer kapillaren Leckage und eines Lungenodems. Bis zur Einfuhrung der Spenderselektion, bei der weibliche Spender mit zuruckliegenden Schwangerschaften und mit Antikorpern gegen das humane Neutrophilenantigen (HNA) und/oder das humane Leukozytenantigen (HLA) ausgeschlossen werden, schien der Second event durch Transfusion antileukozytarer Antikorper dieser Spendergruppe v. a. immunogener Art zu sein. So konnte die 2009 in Deutschland eingefuhrte Spenderselektion das Auftreten von todlichen TRALI-Fallen in den nachfolgenden Jahren vollstandig verhindern.
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