Miniaturisierte Methoden zur Überwachung des intrakraniellen Druckes
1979
Die Prognose zahlreicher Erkrankungen des zentralen Nervensystems wird wesentlich vom intrakraniellen Druck (ICP) und dessen rechtzeitiger therapeutischer Beeinflussung mitbestimmt. Eine Langzeit-Uber-wachung des ICP ist daher bei allen neurotraumatologischen und neurochirurgischen Risikopatienten anzustreben. Hierzu wurden miniaturisierte Methoden entwickelt und erprobt, die in Technik und klinischem Ergebnis beschrieben werden. Zur Hirndruck-Uberwachung bei nicht operierten Patienten wird ein Miniatur-Druckaufnehmer von Streichholzkopfgrose verwendet, der mit einer speziellen Applikationstechnik direkt auf der Intensivstation «percutan» implantiert wird. Nach Stichincision der Haut wird ein 5 mm-Bohrloch angelegt, der dazu konstruierte, bei Durakontakt auskuppelnde Miniatur-Koaxialbohrer ermoglicht weitgehend automatisch eine zur Dura koplanare epidurale Implantation des Druckaufnehmers mittels einer Adapterhulse. Die Haut wird spannungsfrei verschlossen, der Nullpunkt kann von ausen jederzeit kontrolliert und korrigiert werden. Nach Trepanation wird zur Druckuberwachung ein an gleiche, normale Brucken-Mesverstarker anzuschliesender Miniaturdruckaufnehmer in Schlangenform implantiert. Der ebenso kleine, abgeflachte Receptor mit seitlicher Membran wird bei der Operation beliebig intrakraniell eingelegt, z. B. epi- oder subdural. Der Nullpunkt kann ebenfalls von ausen ohne Infektionsgefahr kontrolliert werden. Nach Mesende wird der Aufnehmer einfach extrahiert. Bei bisher 86 Patienten konnte mit diesen Methoden der epidurale Druck bis zu mehreren Wochen zuverlassig uberwacht werden. 10 Vergleichsmessungen zeigten dabei bis auf wenige mm Hg dem Liquordruck entsprechende Druckwerte mit sehr guter Frequenz- und Amplitudenwiedergabe. Geringe Nullpunktdrift und die ausere Nullpunkt-Kontrolle ergeben eine von der Meszeit unabhangige Mesgenauigkeit von besser als ±5 mm Hg. Die Messung ermoglicht ein fruhzeitiges Erkennen progredienter intrakranieller Raumforderungen, bei 14 Patienten (16 %) war eine gemessene Hirndrucksteigerung eine wesentliche Grundlage der neurochirurgischen Operationsindikation. Zudem objektiviert die Druckmessung die Wirkung hindrucksenkender Masnahmen; konservativ nicht beeinflusbare, progrediente Hirndruckanstiege konnen so rechtzeitig vor irreversibler Druckschadigung des Gehirns einer operativen Dekompression zugefuhrt werden. Bei Schadel-Hirn-Traumen ermoglicht die ICP-Uberwachung die Differenzierung primarer Hirnstammschaden mit gleichformigem, normalem Hirndruck gegen sekundare Hirnstammeinklemmungen mit erheblicher intrakranieller Drucksteigerung und Autoregulationsstorung. Nur bei chronischen Subduralhamatomen werden deutliche intrakranielle Massenverschiebungen bei nur gering gesteigertem < 30 mm Hg) ICP gesehen. Neben Raumforderungen erfast die Druckmessung auch generalisierte epileptische Anfalle infolge durchblutungsbedingtem erheblichen Hirndruckanstieg. Auch Storungen der Beatmung werden durch die Uberwachung des ICP erkannt. Die beschriebenen Verfahren erscheinen daher bei geringem operativen Aufwand und minimalem Risiko zur Routineuberwachung des ICP bei allen gefahrdeten Patienten geeignet. Im Gegensatz zur Messung des zentralen Liquordruckes erfordern die Methoden weder eine Hirnverletzung noch eine Eroffnung der wichtigen Infektionsbarriere harte Hirnhaut. Sie sind technisch zuverlassig, artefakt-unempfindlich und behindern nicht die Pflege des Patienten. Komplikationen, insbesondere Infektionen traten nicht auf.
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