Daten für Entwicklung: eine Agenda für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit

2018 
Daten sind eine zentrale, aber unterschatzte Voraussetzung fur die Umsetzung der Agenda 2030. Obwohl technische Innovationen, etwa Smartphones oder das Internet der Dinge, in den vergangenen Jahren zu einer Explosion an Daten gefuhrt haben, gibt es insbesondere in Entwicklunglandern und in der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) noch erhebliche Lucken in der Verfugbarkeit und Nutzung von Daten. Zu der Mehrzahl der 230 Indikatoren der Sustainable Development Goals (SDGs) kann bisher nicht regelmasig berichtet werden. Eine unabhangige Expertengruppe hat daher schon 2014 in ihrem Bericht an den UN-Generalsekretar A World that Counts nicht weniger als eine Datenrevolution gefordert, um die Umsetzung der SDGs zu unterstutzen. Daten sind eine der wichtigsten Grundlagen fur die Planung, Steuerung und Evaluierung von Projekten und Entwicklungsstrategien. Bei der Datenrevolution fur nachhaltige Entwicklung geht es darum 1) Datenlucken unter Zuhilfenahme neuer Technologien und zusatzlicher Ressourcen zu schliesen, 2) Data literacy global zu starken, Datennutzung zu fordern und einen gleichberechtigten Zugang zu ermoglichen, 3) ein „Datenokosystem“, das globalen Standards folgt, zu schaffen, um die Datenqualitat zu verbessern, Datenaggregation zu ermoglichen und -missbrauch zu verhindern. Die Datenrevolution fur nachhaltige Entwicklung ist eine Herausforderung fur alle Lander. Sowohl in den Partnerlandern als auch in allen deutschen Politikbereichen gibt es grosen Nachholbedarf. In diesem Papier liegt der Fokus auf der deutschen EZ. Insgesamt ist das Thema Daten in den Organisationen der deutschen EZ und ihren Vorhaben bisher wenig prasent und die Forderung nach evidenzbasierter und datenbasierter Arbeit wird oft auf die Evaluierung verengt. Es gibt keinen results framework fur die deutsche EZ um die Portfoliosteuerung zu unterstutzen. Das Monitoring auf Projektebene ist oft unzureichend, da die Datenqualitat vielfach schwach ist und Kapazitaten fehlen. In den Partnerlandern richten die Durchfuhrungsorganisationen (DOs) haufig parallele Strukturen fur Monitoring und Evaluierung (M&E) ein, um den Fortschritt der von ihnen durchgefuhrten Masnahmen zu uberwachen, statt so weit wie moglich nationale statistische Systeme zu nutzen und zu starken. Erhobene Daten und Projektfortschrittsberichte werden in der Regel nicht veroffentlicht. Aus der Analyse lassen sich folgende Empfehlungen ableiten: Die deutsche EZ sollte sich auf gemeinsame Datenstandards und Grundprinzipien in der Datennutzung einigen, wie z.B. Open Data by Default. Gleichzeitig sollten Personlichkeitsrechte gewahrleistet werden. Das Bundesministerium fur wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) sollte mit allen Akteuren der deutschen EZ (andere Ministerien, DOs, nichtstaatliche Akteure) eine Datenstrategie entwickeln, die die unterschiedlichen Datenquellen und -typen berucksichtigt, auf gemeinsamen Standards und Grundprinzipien aufbaut und darauf ausgerichtet ist, eine Datenkultur in allen Arbeitsbereichen der deutschen EZ zu fordern. Auf internationaler Ebene sollte sich die Bundesregierung aktiv in die Umsetzung und Weiterentwicklung des Cape Town Global Action Plan for Sustainable Development Data einbringen Deutschland sollte den finanziellen Beitrag zur Daten- und Statistikentwicklung in Partnerlandern steigern, mittelfristig die Nutzung paralleler M&E-Systeme abschaffen und die Unterstutzung nationaler statistischer Systeme in allen EZ-Masnahmen fordern.
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