Beiträge zur ernährungsphysiologischen Bewertung optimaler Methionin:Cystein Relationen in der Masthähnchenernährung unter besonderer Beachtung hoher Mischungsanteile von Insektenmehlen als alternative Eiweißquelle für Sojaprotein

2019 
Literaturdaten zur optimalen Versorgung von Masthahnchen mit schwefelhaltigen Aminosauren (SAS) weisen beachtliche Schwankungen auf. Aufgrund der engen metabolischen Verbindung von Methionin (Met) und Cystein (Cys) stellt die Ermittlung des idealen Verhaltnisses dieser beiden AS zueinander eine besondere Herausforderung dar. So besteht im Stoffwechsel die Moglichkeit, einen Cys-Mangel durch den schrittweisen Abbau von Met zu Cys auszugleichen. Da die SAS in Futtermischungen fur Masthahnchen i.d.R. limitierend sind, wird eine Supplementation von synthetischem L-Met, DL-Met oder dem Hydroxyanalog HMTBA vorgenommen, um den Bedarf zu decken. Dabei sind jedoch nicht nur Kenntnisse uber den Bedarf an den Gesamt-SAS, sondern auch uber das ideale Met:Cys-Verhaltnis notwendig, da sowohl ein Mangel als auch ein Uberschuss an Met und/oder Cys negative Auswirkungen auf das Wachstum hat. Zurzeit ist die Suche nach alternativen Proteinquellen ein wichtiges Thema in der Tierernahrung, um die Einsatzmengen von Soja reduzieren zu konnen. Eine mogliche Alternative stellen hier Insektenmehle dar. Bisherige Studien haben gezeigt, dass hohe Einsatzmengen ohne Leitungseinbusen moglich sind. Allerdings gibt es noch keine Kenntnisse uber den Einfluss von Insektenprotein auf das optimale Met:Cys-Verhaltnis. Ziel dieser Dissertation war es somit, einen Beitrag zur Ermittlung des optimalen Met:Cys-Verhaltnisses in Futtermischungen fur wachsenden Masthahnchen mit einem hohen Anteil an Insektenmehl zu leisten und zu uberprufen inwieweit die alternative Proteinquelle dieses beeinflusst. Hierfur wurden drei 35-tagige Wachstumsversuche mit mannlichen Broilern der Genetik Ross 308 durchgefuhrt. Jeder der Versuche war in eine Starter- (Tag 1-21) und Growerphase (Tag 22-35) untergliedert. Die Tiere wurden hierbei in Bodenhaltung in 48 Boxen in Gruppen a 5 Tiere gehalten und hatten freien Zugang zu Futter und Wasser. In den eingesetzten Futtermischungen wurde ein vollstandiger Austausch des Sojaextraktionsschrotes (SES) durch das teilentfettete Mehl der Larven der Schwarzen Soldatenfliege (Hermetia illucens) bzw. durch einen Presskuchen aus den Larven des Mehlkafers (Tenebrio molitor) durchgefuhrt. In den beiden ersten Versuchen wurden dabei verschiedene Met:Cys-Verhaltnisse (40:60; 45:55; 50:50; 55:45; 60:40) eingestellt und das Verhaltnis der SAS zu Lysin lag bei 0,50. Dies sollte gewahrleisten, dass die SAS die limitierenden AS waren. Als Kontrolle diente eine Futtermischung mit Sojaextraktionsschrot und einem Met:Cys-Verhaltnis von 50:50, in der das Verhaltnis der SAS zu Lysin ebenfalls bei 0,50 lag. Im dritten Versuch wurden die beiden Insektenmehle direkt miteinander verglichen. Hierfur wurden jeweils 3 Futtermischungen mit verschiedenen Met:Cys-Verhaltnissen (50:50; 55:45; 60:40) hergestellt, in denen die SAS limitierend waren. Zusatzlich wurde mit jedem Insektenmehl eine positive Kontrolle eingesetzt, deren AS-Gehalt dem Bedarf der Tiere entsprach. Die Lebendmasseentwicklung und der Futterverzehr wurden in jedem der drei Versuche wochentlich dokumentiert. Zusatzlich wurde jeweils am Ende der Starter- und der Growerphase ein reprasentatives Tier pro Box fur die Ganzkorperanalyse ausgewahlt und die Ergebnisse der Analyse mit Hilfe des Gottinger N-Verwertungmodells ausgewertet. Somit erfolgte eine Bewertung der Met:Cys-Verhaltnisse sowohl mittels zootechnischen Parametern als auch Angaben zur Proteinqualitat und Aminosauren-Wirksamkeit. Zusatzlich wurden Untersuchungen zur Bestimmung der scheinbaren praecaecalen Verdaulichkeit durchgefuhrt. Die Ergebnisse der Versuche zeigen, dass der vollstandige Austausch von Sojaextraktionsschrot durch Hermetia illucens oder Tenebrio molitor ohne Leistungseinbusen moglich ist und unterstutzen Literaturangaben uber ein optimales Met:Cys-Verhaltnis von 50:50 in Futtermischungen fur wachsende Masthahnchen. Wahrend ein Met:Cys-Verhaltnis von 40:60 die Futteraufnahme und in Folge dessen auch die weiteren zootechnischen Parameter negativ beeinflusste, hatte ein Met:Cys-Verhaltnis von 60:40 keine derart starken Auswirkungen. Dies lasst darauf schliesen, dass ein Met:Cys-Verhaltnis von 40:60 zu einem Met-Mangel fuhrte. Ein eventueller Cys-Mangel in den Futtermischungen mit einem Met:Cys-Verhaltnis von 60:40 konnte dagegen durch den Abbau von Met zu Cys kompensiert werden. Auch die Proteinqualitat war bei einem Met:Cys-Verhaltnis von 50:50 oder hoher am hochsten, die Met-Wirksamkeit dagegen erwartungsgemas in den Futtermischungen mit einem Met-Anteil von ≤ 50% an den SAS. Die auf der Grundlage der Met-Wirksamkeiten abgeleiteten Met-Bedarsfwerte zeigten eine klare Abhangigkeit von der Hohe des Proteinansatzes und der Futteraufnahme sowie vom Met:Cys-Verhaltnis. Grundsatzlich lagen die Werte jedoch in einem vergleichbaren Rahmen wie bereits publizierte Daten. Zudem wurde auch der mogliche Einfluss des Met:Cys-Verhaltnisses und der Proteinquelle auf die Korperzusammensetzung und den Nahrstoffansatz der Tiere untersucht. Hierbei zeigte sich insbesondere ein negativer Einfluss geringer Met-Anteile von 40% an den SAS. Unterschiede zwischen den Proteinquellen waren vor allem auf den unterschiedlichen Energiegehalt der Futtermischungen zuruckzufuhren, der durch den im Vergleich zu SES hoheren XL-Gehalt in den Insektenmehlen verursacht wurde. Zusatzlich wurde die scheinbare praecaecale Verdaulichkeit des XP und ausgewahlter Aminosauren in den Futtermischungen mit Insektenmehl und Sojaextraktionsschrot bestimmt. Die Vergleiche der eingesetzten Proteinquellen zeigten hierbei keine signifikanten Unterschiede. Abschliesend lasst sich festhalten, dass das optimale Met:Cys-Verhaltnis in Futtermischungen fur Masthahnchen bei 50:50 liegt. Grundsatzlich zeigen die Ergebnisse zudem das grose Potential der Insektenmehle als alternative Proteinquelle in der Geflugelernahrung und, dass diese Proteinquelle keinen Einfluss auf das optimale Met:Cys-Verhaltnis in den Futtermischungen fur Masthahnchen haben.
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