Sicherheitsmanagement der Therapie mit Antimalariamitteln in der Rheumatologie. Interdisziplinäre Empfehlungen auf der Basis einer systematischen Literaturrecherche

2020 
Antimalariamittel (AM) haben eine grose Bedeutung in der Therapie rheumatischer Erkrankungen. Es werden aktualisierte evidenzbasierte Empfehlungen zum Sicherheitsmanagement der rheumatologischen Therapie mit AM aufgezeigt. Durch eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken Medline (PubMed) und Cochrane wurden 1160 Arbeiten zur Sicherheit der Therapie mit AM in der Rheumatologie identifiziert. Erganzend wurde eine Handsuche durchgefuhrt. Es wurden 67 von den Autoren als besonders relevant eingeschatzte Publikationen genauer analysiert. Diese dienen als Grundlage fur konsensbasierte Empfehlungen. Eine Therapie mit AM in der Rheumatologie sollte mit Hydroxychloroquin (HCQ) erfolgen und die Dosis von 5 mg/kg Korpergewicht/Tag nicht uberschreiten. In den ersten 6 Monaten der Therapie mit AM ist eine augenarztliche Basisuntersuchung empfohlen. Vorbestehende Makulopathie, Niereninsuffizienz (GFR [glomerulare Filtrationsrate] 5 mg/kg HCQ oder Therapie mit Chloroquin (CQ) gehen mit einem erhohten Risiko fur eine AM-induzierte Retinopathie einher. Diese Patienten sollten daher von Beginn an jahrlich augenarztliche Kontrollen erhalten, wahrend dies bei Patienten ohne Risikofaktoren erst ab 5 Jahren Einnahmedauer empfohlen wird. Die ophthalmologische Untersuchung sollte mindestens je eine geeignete subjektive und objektive Methode nutzen, in der Regel sind dies das automatisierte Gesichtsfeld (aGF) und die optische Koharenztomographie (OCT). Anzeichen einer moglichen AM-Retinopathie sind im aGF eine parafoveale Empfindlichkeitsabnahme und im OCT eine umschriebene Verdunnung der Photorezeptorschicht parafoveal und/oder fokale Unterbrechungen der Ausensegmentstrukturlinie. Die Bestimmung der Kreatinkinase (CK) und Laktatdehydrogenase (LDH) im Blut ist als Screeninguntersuchung auf eine evtl. Myopathie oder Kardiomyopathie geeignet und sollte ca. 3-monatlich erfolgen. Der Einsatz von kardialen Biomarkern im Serum wie „brain natriuretic peptide“ (BNP) oder Troponin, EKG (Elektrokardiogramm) oder kardiale Bildgebung sollte je nach Situation erwogen werden. Die Einnahme von HCQ ist in Schwangerschaft und Stillzeit nach gegenwartigem Wissen sicher und bei Patientinnen mit systemischem Lupus erythematodes protektiv fur Mutter und Kind. Die aktualisierten Empfehlungen der Therapie mit AM in der Rheumatologie beinhalten v. a. strengere Dosisvorgaben, eine Risikostratifizierung im Monitoring sowie definierte augenarztliche Untersuchungsmethoden zur Erkennung einer evtl. Retinopathie.
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