Von „Abweichlern“ und „Überzeugungstätern“

2019 
Welche Faktoren beeinflussten das Abstimmungsverhalten der Bundestagsabgeordneten in der 18. Wahlperiode des Bundestages? Dieser Fragestellung geht dieser Beitrag in zwei Schritten nach: Zunachst untersuchen wir die innerfraktionelle Geschlossenheit. Unsere Befunde zeigen, dass diese in der 18. Wahlperiode deutlich geringer war als in fruheren, Parlamentarier der Regierungsfraktionen im Wahljahr 2017 signifikant seltener ihrer Fraktion folgten und Abgeordnete von SPD und Grunen insbesondere bei Abstimmungen uber Auslandseinsatze der Bundeswehr besonders uneinheitlich abstimmten. Auserdem scheint von Amtern in Parlament und Regierung sowie von einer reinen Listenkandidatur eine disziplinierende Wirkung auszugehen, wahrend erfahrene Abgeordnete haufiger gegen ihre Fraktion stimmten. Da abweichendes Abstimmungsverhalten in einem Dissens zwischen den Policy-Praferenzen von Abgeordneten und ihrer Fraktion begrundet sein sollte, untersuchen wir im zweiten Teil exemplarisch anhand der freien Abstimmung zum assistierten Suizid, welche Charakteristika von Abgeordneten und ihren Wahlkreisen ihre Policy-Praferenzen und damit ihr Abstimmungsverhalten pragen. Unsere Befunde deuten darauf hin, dass sich Parlamentarier vorrangig an ihrem sozialen Umfeld und christlichen Wertvorstellungen ausrichteten, aber auch ihre Parteizugehorigkeit eine gewichtige Rolle spielte, obwohl sie von der Fraktionsdisziplin entbunden waren.
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