Verschwinden? Das Kanaltal hundert Jahre bei Italien

2020 
Die thesengeleitete Studie untersucht den Ethnizitatswandel im Kanaltal [Valcanale] seit der staatlichen Zugehorigkeit zu Italien in Hinblick auf unterschiedliche Fremd- und Selbstzuordnungen der deutsch- und slowenischsprachigen Minderheiten, das heist, der autochthonen Kanaltaler Bevolkerung. Durch die Berucksichtigung symbolischer Ethnizitat in Form des kulturlandschaftlichen Erbes thematisiert die Arbeit daruber hinaus das Nachwirken von Raumstrukturen im Sinne einer „longue duree“. Nach einer theoretischen Grundorientierung werden die „Methode der Kontaktpersonen“ sowie die fur die Analyse persistenter Kulturlandschaftselemente relevanten Arbeitsgrundlagen, auf welchen die Untersuchungen vor Ort basieren, vorgestellt. Vor allem durch Assimilation und zu spat erfolgten Minderheitenschutz (1999) betragt die Anzahl der deutschsprachigen Kanaltaler aktuell weniger als hundert Personen, die der Slowenischsprachigen knapp uber dreihundert. Insofern kann noch immer von einem „Klein-Europa“ gesprochen werden, wenngleich die traditionelle Viersprachigkeit – neben den beiden Minderheitensprachen auch Italienisch und Friulanisch – mittlerweile fast verloren gegangen ist. Generationswechsel, Intermarriage sowie der uberaus starke Bevolkerungsruckgang haben diese Entwicklung seit den 1990er Jahren verstarkt. Reminiszenzen an die autochthone Kanaltaler Bevolkerung spiegeln sich jedoch in Form symbolischer Ethnizitat im materiellen und immateriellen kulturellen Erbe wider. Dieses wird auch von der mehrheitlich italienischsprachigen Bevolkerung zunehmend als Bereicherung wahrgenommen und starkt in zunehmendem Mas eine neue, nicht mehr ethnolinguistisch, sondern regional konnotierte Identitat.
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