Validität eines portablen 3-minütigen Psychomotorischen Vigilanztests (PVT) zur Erfassung von Müdigkeit bei Operatoren

2014 
Fragestellung: (712 von 900) Defizite in der psychomotorischen Vigilanz – insbesondere unvorhersehbare Einbruche in der Aufmerksamkeit - sind typische Folgen verlangerter Wachphasen. Insbesondere bei Operatoren mit monotoner Uberwachungstatigkeit im Schichtdienst ist das Risiko fur Unfalle erhoht. Objektive Methoden zur Messung der kognitiven Leistungsfahigkeit sind jedoch in vielen Arbeitsumgebungen nur eingeschrankt einsetzbar, da diese meist zu zeitaufwendig sind (≥10 Minuten) und nur stationar anwendbar. Das DLR-Institut fur Luft- und Raumfahrtmedizin hat deshalb einen Psychomotorischen Vigilanztest (PVT, 10 min) in seiner Dauer auf 3 Minuten verkurzt und auf einem portablen Handheld-Computer implementiert, um den Einsatz im Arbeitsalltag zu ermoglichen. Das Ziel der vorgestellten Studie war es, die Validitat des 3-min PVT zu bestatigen. Methoden: (900 von 900) Im Schlaflabor wurden 47 Probanden (mittleres Alter 27 ± 5 Jahre, 21 Frauen, 26 Manner) an 12 aufeinander folgenden Tagen und Nachten untersucht. Mudigkeit wurde durch Schlafentzug erzeugt in 3 Bedingungen, die im Cross-over Design und durch je 2 Erholungsnachte getrennt dargeboten wurden: 1) 38 h wach, 2) 4 h Schlaf und 3) 4 h Schlaf nach moderatem Alkoholgenuss. Alkohol wurde an einem der Nachmittage konsumiert, so dass die Probanden im Mittel um 18 Uhr eine maximale Blutalkoholkonzentration von 0,7‰ ± 0,1‰ aufwiesen. Wahrend der wachen Zeit wurden die Versuchspersonen in 3-stundigen Intervallen in ihrer kognitiven Leistungsfahigkeit getestet (insg. 63 Testeinheiten). Die Paralleltest-Reliabilitat wurde im Vergleich zu einem 10-min PVT an einem Desktopcomputer bestimmt. Die Validitat wurde durch Korrelation mit anwendungsorientierten Aufgaben aus dem Bereich Luftfahrt und Verkehr berechnet, welche Tests zur Hand-Auge-Koordination, zur raumlichen Orientierung und zum Spurwechsel- und halteverhalten sowie dem Reaktionsvermogen bei Autofahrten beinhalteten. Ergebnisse: (718 von 900) Die Leistung im 3-min PVT zeigte einen typischen zirkadianen Verlauf, wie er von der 10-min Version bekannt ist. Zusatzlich zeigte die Korrelation des 3-min PVT mit dem 10-min PVT eine gute Reliabilitat unter Schlafentzugsbedingungen und bei verlangerter Wachdauer (r: 0,63 bis 0,87). Auch der prozentuale Anteil an Lapses (Reaktionszeit >500ms) pro Testsitzung war im 3-min PVT nicht erniedrigt. Die durch Alkohol verursachte, akute Leistungseinbuse betrug im 10-min PVT 30,1 ± 6,6 ms und 24,4 ± 5,1 ms im 3-min PVT (r = 0,89) und war somit geringer als das durch 26 Stunden Wachzeit hervorgerufene Leistungsdefizit (10-min PVT: 39,3 ± 3,6 ms; 3-min PVT: 47,3 ± 4,9 ms; r = 0,63). Die Korrelation mit den anwendungsbezogenen Tests unter Schlafentzugsbedingungen (r: 0,45 bis 0,7) und unter Alkoholeinfluss (r: 0,50 bis 0,75) erwies sich ebenfalls als gut. Schlussfolgerungen: (479 von 900) Der 3-min PVT detektierte die Leistungseinbusen, die durch die unterschiedlichen Schlafentzugsbedingungen verursacht wurden, zuverlassig und mit guter Validitat. Obwohl die anwendungsbezogenen Testverfahren andersartige kognitive Domanen abbilden, konnte der 3-min PVT deren Leistungsdefizite durchaus nachvollziehen. Der 3-min PVT ist somit zur Uberprufung der kognitiven Leistung im Arbeitsalltag einsetzbar und kann dem Operator eine Hilfestellung geben, einen verbesserten Umgang mit Schlaf- und Wachzeiten zu erlernen.
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