Unterschätzte Hypo- und Hyperglykämie bei Patienten mit Verdacht auf Dumping-Syndrom nach Magen-Bypaß (RYGB). Erste Daten mit kontinuierlicher Gewebeglukosemessung (CGM)

2013 
Fragestellung: Bei fettleibigen Patienten mit Typ-2-Diabetes kommt es nach Magen-Bypas-Operationen (RYGB) in einem hohen Prozentsatz zu einer zumindest vorubergehenden Diabetes-Regression. Die Hypoglykamie-Pravalenz nach RYGB ist weitgehend unbekannt. Retrospektive Daten zu fremdhilfebedurftigen Hypoglykamien aus der SOS-Studie durften die wahre Pravalenz erheblich unterschatzen. Ergebnisse aus oralen Glukosetoleranztests sind nach RYGB aus anatomischen Grunden in Frage zu stellen. Ziel der Untersuchung war es, bei RYGB-Patienten, bei denen klinisch der Verdacht auf ein Dumping-Syndrom bestand, unter Alltagsbedingungen kontinuierlich die Gewebeglukose (CGM) zu messen sowie simultan Nahrungszufuhr und Hypoglykamiesymptome zu erfassen. Methodik: Bei 25 Patienten (20♀, 5♂; mittleres Alter 42 Jahre), mit Adipositas und Typ-2-Diabetes (BMI pra-OP 47,2 ± 1,6 kg/m2, bekannte Diabetesdauer 9 Jahre, HbA1c pra-OP 6,5 ± 0,4%) erfolgte 6 – 14 Monate nach RYGB eine kontinuierliche Messung der interstitiellen Glukose (IG; Dexcom seven, untere Alarmgrenze: 70 mg/dl, mittlere Messdauer 5,5 Tage; Berechnung der IG-Variabilitat: EasyGV). Gleichzeitig fuhrten die Patienten ein Ernahrungs- und Bewegungsprotokoll und erfassten autonome und neuroglukopenische Hypoglykamie-Symptome nach der semiquantitativen Edinburgh Hypoglycemia Scale. Ergebnisse: Im Rahmen der erfolgten Gewichtsabnahme (BMI post-OP 35,5 ± 3,0 kg/m2) hatten die meisten Patienten ihre antidiabetische Therapie reduziert bzw. abgesetzt. Der mittlere HbA1c Wert lag bei 5,8 ± 0,4%. Bei einer medianen IG von 107 mg/dl, wurden 25 (96%) der Patienten unter CGM mindestens einmal wegen einer IG 180 mg/dl) und in der Hypoglykamie (133 ± 44 min IG < 70 mg/dl) verbrachte Zeit praktisch gleich (9,3 bzw. 9,2% der Gesamt-Tageszeit). Schlussfolgerungen: Mittels CGM sind hypo- und hyperglykamische Exkursionen wesentlich haufiger detektierbar, als vermutet und als subjektiv wahrnehmbar. So hatten 96% der RYGB-Patienten uberwiegend reaktive hypoglykamische IG-Werte sowie prandiale Glukosespitzen bei insgesamt hoher Glukosevariabilitat. RYGB Patienten liegen mit ihrer IG jeweils knapp 10% des Tages oberhalb der Nierenschwelle und unterhalb der Neuroglukopenieschwelle, was weitreichende diagnostische und therapeutische Konsequenzen hat. Die verbreitete BMI-, Nuchternglukose- und HbA1c-zentrierte Betrachtung von Typ-2-Diabetikern nach RYGB wird der komplexen postoperativen Stoffwechselsituation dieser Patienten offenbar nicht gerecht.
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