Die Rolle von Grundvorstellungen in Lehr-Lern-Prozessen im Rechnungswesenunter-richt – Eine Mehr-Ebenen-Analyse zu den Überzeugungen von Lehrkräften und Grundvorstellungen, Motivation, Modellierungsfähigkeit und Noten von Lernenden

Der Rechnungswesenunterricht stellt fur Lehrkrafte und Lernende eine Herausforderung dar. Grunde fur Lernschwierigkeiten werden in Studien oft auf den hohen Abstraktionsgrad der Inhalte, fehlende Praxisbezuge und geringe Anschaulichkeit zuruckgefuhrt. Das aus der Mathematikdidaktik stammende Modell der Grundvorstellungen kann hier zu einer Weiterentwicklung des Unterrichts beitragen, da es explizit an dem Umgang mit abstrakten Objekten ansetzt. Grundvorstellungen stellen in diesem Modell das Scharnier zwischen abstrakten Objekten einerseits und realen Phanomen andererseits dar. Die Anwendung des Modells setzt jedoch Erkenntnisse voraus, welche Vorstellungen wie in Lehr-Lern-Prozesse eingebunden sind. Mit Hilfe eines Mixed-Methods-Design aus qualitativen (offene Diagnoseaufgaben) und quantitativen Erhebungsinstrumenten (Fragebogen, raschkonformer Modellierungstest) sowie mit Hilfe von Mehr-Ebenen-Strukturgleichungsmodellen gelingt es auf Grundlage der Daten von 450 Lernenden und 23 Lehrkraften den Einfluss der Lehreruberzeugungen auf die Grundvorstellungen der Lernenden (Lehrprozess) und den Einfluss der Grundvorstellungen auf Kompetenzerleben, Motivation, Modellierungsfahigkeit und Noten der Lernenden detailliert zu belegen (Lernprozess). Die Ergebnisse zeigen zum einen, dass die Uberzeugungen der Lehrkrafte, dass Buchfuhrung durch Logik und Prazision charakterisiert wird, ungunstig auf die Vorstellungen der Lernenden wirken. Zum anderen belegt die Studie, dass komplexere Vorstellungssysteme mit besseren Werten fur Lernprozesse und Lernerfolge einhergehen, unterschiedliche Vorstellungen an unterschiedlichen Stellen des Lernprozesses ansetzen und der Gesamteffekt der Grundvorstellungen einen vergleichbaren Einfluss wie die Motivation auf Lernprozesse im Rechnungswesen ausubt (ca. 10 % bis 11 % der Varianz in den Noten). Der Beitrag leitet daraus Implikationen fur die Weiterentwicklung fachdidaktischer Konzepte und die Planung von Rechnungswesenunterricht ab.