Die Grenzen der Therapie beim alten Mensch

2012 
Chronische Krankheiten nehmen im Alter zu. Fortschreitende Lungenkrankheit und Multimorbiditat stellen den Lungenarzt vor zunehmend komplexere Aufgaben, bis eines Tages die Therapiegrenzen erreicht sind. Bei den „grosen“ Lungenkrankheiten – COPD, Lungenkrebs und Pneumonie – sind diese Grenzen in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft fur Pneumologie und Beatmungsmedizin zwar thematisiert, ihre Ausgestaltung bedarf jedoch des arztlichen Wissens und Konnens. Der daraus erwachsende Handlungsablauf muss auf einer festen ethischen Haltung grunden. Unser heutiges, abendlandisches Verstandnis von arztlicher Ethik geht zuruck auf die platonische Tugendlehre, das christliche Gebot der Nachstenliebe und den Autonomiebegriff der Aufklarung. Die daraus abgeleiteten ethischen Prinzipien stehen in einem hierarchischen Verhaltnis zueinander, dergestalt, dass dem Selbstbestimmungsrecht des Patienten der Primat zukommt vor der Fursorgepflicht des Arztes und den Prinzipien des Nichtschadens und der Gerechtigkeit. Konkrete ethische und juristische Fragen zu Sterbehilfe und assistiertem Suizid nehmen in der Offentlichkeit einen breiten Raum ein und sind nach wie vor heftig umstritten. Hingegen sind Patientenverfugung und Vorsorgevollmacht mehrheitlich akzeptiert und in die alltagliche Praxis eingegangen. Palliativmedizin und Hospizbewegung haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen und konnen fur den Kranken am Ende des Lebens und fur den Arzt bei der Erfullung seiner Fursorgepflicht in der Phase der Sterbebegleitung hilfreich sein. Ethische Fragen stellen sich nicht nur in der individuellen Arzt-Patientenbeziehung, sie drangen sich auch der Arzteschaft als Ganzes angesichts der Dauerkrise unseres Gesundheitswesens auf. Zunehmende Okonomisierung der Medizin, Uberalterung unserer Bevolkerung, spurbare Begrenzung der Resourcen, Verteilungsgerechtigkeit, drohende Rationierung und Priorisierung sind Fragen, denen sich die Arzteschaft stellen muss, bevor die Politik die Vorgaben macht, und bei deren Beantwortung wir Arzte uns zu allererst am Wohl des Kranken orientieren mussen.
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