Differenzielle Therapieverläufe in der stationären Psychotherapie: Eine störungsübergreifende clusteranalytische Differenzierung von Verlaufstypen auf der Basis des Merkmals Depressivität

2008 
Depressive Storungen sind in der psychosomatischen Akutversorgung eine haufige Erkrankung. Der Anteil der Patienten, die an einer Depression oder einer klinisch relevanten Auspragung der Depressivitat leiden, liegt in der untersuchten Stichprobe bei 67%. Auf der Basis des Merkmals Depressivitat wurden clusteranalytisch funf Verlaufstypen identifiziert: Patienten mit masig ausgepragter, kontinuierlich abnehmender Depressivitat (Cluster 1, n = 80, 41.2%), Patienten mit hoher Depressivitat und kontinuierlicher, stabiler Verbesserung (Cluster 2, n = 41, 21.1%), Patienten mit hoher, stabiler Depressivitat (Cluster 3, n = 32, 16.5%), Patienten mit masiger Depressivitat und instabiler Verbesserung (Cluster 4, n = 28, 14.4%) sowie Patienten mit starken Schwankungen in der Depressivitat (Cluster 5, n = 13, 6.7%). Die Analyse von Pra- (Komorbiditat, seelische Gesundheit, relevante Problembereiche) und Post-Differenzen (Zielerreichung und Problemverbesserungen am Ende der Therapie und ein Jahr spater) zeigte, dass Patienten in Cluster 1 sich deutlich von den anderen Gruppen unterschieden. Sie waren weniger belastet (Depressivitat, Komorbiditat) und seelisch gesunder. Ihr Therapieerfolg (Zielerreichung und Problemreduktion) war groser. Die erzielten Therapieergebnisse blieben im Katamnesezeitraum nicht in allen Patientengruppen stabil. Ein groser Teil der Patienten (Cluster 1 und Cluster 3, n = 121) konnte das erzielte Therapieergebnis halten, in zwei Gruppen (Cluster 4 und Cluster 5, n = 41) kam es allerdings im Vergleich zum Therapiebeginn zu einem deutlichen Anstieg der Depressivitat. Die Ursachen dafur sind moglicherweise negative Therapieeff ekte (Cluster 5) und Ruckfalle und soziale Probleme im Katamnesezeitraum (Cluster 4). Offen bleibt, was die unterschiedlichen Verlaufe von Cluster 2 und Cluster 3 erklaren kann. Beide Gruppen wiesen zu Beginn der Therapie gleich hohe Depressionswerte auf und unterschieden sich in der weiteren Entwicklung deutlich.
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