Breitet sich die sporadisch auftretende amyotrophe Lateralsklerose über axonale Verbindungen aus

2017 
Der pathologische Prozess einer sporadisch auftretenden amyotrophen Lateralsklerose (sALS) ist mit dem Auftreten zytoplasmatischer Einschlusskorper eines normalerweise im Zellkern vorkommenden Proteins (TDP-43) verbunden und ergreift nur wenige Arten langaxoniger Projektionsneurone. Die Riesenpyramidenzellen von Betz im primaren motorischen Neokortex und die α-Motorneurone im unteren Hirnstamm und Ruckenmark sind fruh ergriffene Zellformen. Im zentralen Nervensystem des Menschen sind diese beiden Zellarten durch axonale Projektionen monosynaptisch verbunden. Im Verlauf einer sALS verlieren die Zellkerne affizierter Neurone graduell ihre Immunoreaktivitat fur TDP-43. Bei α-Motorneuronen entstehen unlosliche TDP-43-Einschlusse im Zellleib, wahrend in Betz-Zellen derartige Aggregatbildungen zunachst ausbleiben. Es erscheint daher moglich, dass in Betz-Zellen anfanglich eine im Zytoplasma noch losliche Form des TDP-43 entsteht, die in das Axoplasma gerat, uber direkte synaptische Kontakte ubertragen wird und im nachfolgenden Neuron erneut die Dysregulation und Aggregation des TDP-43 auslost. Das im Verlauf einer sALS entstehende Ausbreitungsmuster der Schadigungen ist mit der Vorstellung vereinbar, dass ein zellenschadigendes Agens uber axonale Kontakte von kortikalen Projektionsneuronen auf nachfolgende Neuronen ubertragen wird und dort den pathologischen Prozess erneut induziert.
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