Drei unveröffentlichte Gutachten von Niels W. Gade, Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann über Robert Franz

2016 
Die Lieder von Robert Franz (1815-1892) begegnen uns heute nur noch selten im Konzertsaal, obwohl der Hallenser Komponist zu den bedeutendsten deutschen Liedmeistern der 2. Halfte des 19. Jahrhunderts zahlt. Robert Schumann ist es zu danken, das es 1843 bei Whistling (Leipzig) zur Veroffentlichung von dessen opus 1 kommt, einer Sammlung von 12 Gescinge[n] fur Sopran oder Tenor mit Pianoforte. Schumann hat auch als erster schon 1843 mit seiner ausfuhrlichen Rezension in der NZfM l den funf Jahre jungeren Robert Franz in der musikalischen Offentlichkeit bekannt gemacht. Neben Mendelssohn ausern sich spater auch Richard Wagner und Franz Liszt positiv uber die Lieder von Franz. Letzterer hat sich sogar mit einer diesbezuglichen Schrift fur Franz eingesetzt2. Uber opus 3 schreibt Mendelssohn am 10. Marz 1844 an Franz: „Mogen Sie sehr, sehr viele Werke, ebenso schon gefuhlt, ebenso fein ausgefuhrt, ebenso eigenthumlich und so reich an Wohlklang diesem folgen lassen; Sie werden allen wahren Kunstfreunden den grosten Genus bereiten, der »Markt« wird sich von denen endlich auch ins Schlepptau nehmen lassen mussen, wie er das schon so oft, eigentlich immer gethan hat und thun wird" 3. Ein Jahr spater bemuht sich Franz um „das Recht zu Vortragen uber Harmonie, Contrapunkt, Formlehre u. s.w."4 an der Universitat Halle. Er bittet dabei die angesehenen Komponisten Gade, Mendelssohn und Schumann um Unterstutzung. Der darauf Bezug nehmende Schriftverkehr zwischen Franz und Schumann ist erhalten und wurde bereits 1908 von F. Gustav Jansen publiziert5. Eine ahnliche Korrespondenz mit Gade und Mendelssohn ist mit Sicherheit anzunehmen. Am 4. Marz 1845 fragt Schumann zuruck: „Schreiben Sie mir bestimmter, in welcher Form Sie das Zeugnis abgefast wunschen ob im Canzleistil (mit Siegel etc.), ob im leichten brieflichen, oder sonst wie! Es macht mir immer Freude, Ihnen gefallig zu sein" 6. Franz antwortet am 10. Marz: „Ich bin, um hieruber Sicherheit zu erhalten, zum Curator der Universitat (der sich uberhaupt angelegentlichst fur meinen Plan interessirt) gegangen; der hat mir denn vorgeschlagen, das es sich am einfachsten so machen liese: Sie sollten so freundlich sein, an ihn in einem Briefe sich uber mich auszusprechen und da die Beziehungen einfliesen zu lassen, welche fur mich am ersprieslichsten sind. Mir ist dies lieber, als wenn Sie in einem Attest, das im Kanzleistil gehalten ist, meine Leistungen besprechen. Uberdies wird jedenfalls der Curator dadurch noch mehr gewonnen, weil alsdann ihm die Angelegenheit fast ganz in die Hande gegeben ist. Er ist ein hochst liebenswurdiger Mann, nur mussen Sie der Form nach etwas diplomatisch zu Werke gehen. Er ist dem bessern Theile der Aristokratie zugethan. Seine Adresse ist: Der wirkl. geheime Ober-Regierungsrath Dr. Pernice (Ritter usw.)"7.
Keywords:
    • Correction
    • Source
    • Cite
    • Save
    • Machine Reading By IdeaReader
    0
    References
    0
    Citations
    NaN
    KQI
    []