Gebietsreformen und politische Desintegration: Welche Rolle spielt die Größe?

2020 
Der Zusammenhang zwischen der Grose von Gebietskorperschaften und politischer Partizipation gehort zu den ‚alten‘ Themen der (lokalen) Politikwissenschaft, der vor dem Hintergrund der gescheiterten Kreisgebietsreformen in Brandenburg und Thuringen erneut aktuell wurde. Unterstellt wird in der Debatte haufig ein direkter Effekt der Kreisgrose an sich auf die Wahlbeteiligung bzw. die Wahl einer grundsatzlich oppositionellen Partei (hier: der AfD). Die Wahldaten der Bundestagswahl 2017 werden in dem Artikel in Bezug zur Kreisgrose (und zu einer Reihe von Kontrollvariablen) gesetzt. Die Analyse erbringt zwei zentrale Ergebnisse: Erstens ist die Artikulation von Unzufriedenheit mit dem politischen System in uberdurchschnittlich grosen Kreisen nicht starker ausgepragt. Und zweitens spielt besonders bei der AfD-Wahlentscheidung die jeweilige Bundeslanderzugehorigkeit eine ganz entscheidende Rolle. Interessant ist, dass der Bundeslandereffekt auch die Nicht-Wahl beeinflusst und damit der Erklarungsgehalt der Groseneffekte deutlich ins Hintertreffen gerat. Kritik an Territorialreformen, die einen negativen Zusammenhang zwischen Gebietsgrose und politischer Partizipation ins Feld fuhrt, ist aus dieser Perspektive nicht plausibel.
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