Entwicklung einer Handlungsempfehlung zum Umgang mit Risiken in der Patientenversorgung durch Entwicklungen im Rahmen der digitalen Transformation

2019 
Zusammenfassung Die digitale Transformation stellt Behandelnde vor enorme Herausforderungen, da sie Versorgungsablaufe und die Arzt-Patienten-Interaktion teilweise neu definiert. Um die sich bietenden Chancen der Digitalisierung nutzen zu konnen, ohne dabei die entstehenden Risiken dieser Entwicklung auser Acht zu lassen, haben sich das Aktionsbundnis Patientensicherheit aus Deutschland, die Plattform Patientensicherheit aus Osterreich und die Stiftung Patientensicherheit aus des Schweiz entschlossen, eine Handlungsempfehlung fur Behandelnde aller Berufsgruppen zu entwickeln. Diese soll hinsichtlich der mit Digitalisierung des Gesundheitswesens einher gehenden neuen bzw. zunehmenden Risiken sensibilisieren, uber mogliche Ursache-Wirkungsbeziehungen dieser Risiken informieren und eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwagung fur bestehende und geplante digitale Innovationen ermoglichen. Im Mai 2017 grundete das Aktionsbundnis Patientensicherheit die Arbeitsgruppe Digitalisierung und Patientensicherheit mit ihrer Unterarbeitsgruppe Digitalisierung und Risikomanagement. Basierend auf einem Brainstorming und einem angeschlossenen nominalen Gruppenprozess wurden die aus Sicht der Arbeitsgruppenmitglieder bedeutendsten durch Digitalisierung vorhandenen Risiken fur die Patientensicherheit identifiziert und mittels modifizierter Szenario-Analyse einer Risikobeurteilung unterzogen. Die erstellte Handlungsempfehlung wurde vor ihrer Veroffentlichung im Mai 2018 einer Konsultation durch die Mitglieder des Aktionsbundnisses Patientensicherheit sowie der Vorstande alle beteiligten Fachgesellschaften unterzogen. Es wurden sechs Kernrisiken identifiziert und mittels Szenario-Technik beschrieben: Der unzureichende Schutz des IT-Netzes vor externen Angriffen, der unzureichende Schutz des IT-Netzes vor unberechtigten Zugriffen, die Nichtverfugbarkeit von IT-Infrastruktur und Patientendaten, die Uberlassung von Daten an externe Dienstleister, die unsichere Einbindung von Medizinprodukten in IT-Netze und die unzureichende digitale Kompetenz der therapeutischen Teams. Erganzt werden die beschriebenen sechs Szenarien durch eine Selbstbewertungscheckliste fur digitale Innovationen unter Verwendung von Risikokriterien in Anlehnung an die ON-Regel, 49002-2:2014 und Leitfragen zur Behandlung digitaler Risiken fur Entscheidungstrager. Durch das in dieser Publikation beschriebene Vorgehen konnte innerhalb von 12 Monaten eine konsentierte Handlungsempfehlung zu wesentlichen Risiken der Digitalisierung entwickelt werden, die sich interprofessionell und intersektoral an alle Behandelnden richtet. Die Verbreitung dieser bislang nur deutschsprachigen Handlungsempfehlung, z.B. im Rahmen des Internationalen Tages der Patientensicherheit 2018 unter dem Motto „Digitalisierung und Patientensicherheit“ ist mit bislang uber 22.000 nachgefragten Druckexemplaren und uber 1.200 Downloads (haufigste nachgefragte Handlungsempfehlung 2018 auf der APS-Homepage) als sehr erfolgreich anzusehen. Eine Ubersetzung dieser Handlungsempfehlung in Englisch ist in Planung.
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