Der Betrieb, das unbekannte Wesen: Eine Neukonzeption des Erfahrungsobjektes der Betriebswirtschaftslehre aus systemtheoretischer Perspektive

2020 
Betriebe sind das Erfahrungsobjekt der betriebswirtschaftlichen Forschung. So eindeutig und geradezu trivial diese Aussage klingt, so diffus erscheinen die Antworten auf die Frage, was denn nun eigentlich einen Betrieb von einem "Nicht-Betrieb" unterscheidet, wobei Letzterer dann vom Selbstverstandnis des Faches ausgehend nicht zum Gegenstandsbereich der Betriebswirtschaftslehre [BWL] zahlen wurde. Wird diese Frage uberhaupt thematisiert, so wird typischerweise auf Abgrenzungen rekurriert, die aus der Mitte des letzten Jahrhunderts stammen und die dementsprechend die damaligen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhaltnisse widerspiegeln. Dadurch werden z. B. grose, langst als Erfahrungsobjekte der BWL etablierte, Bereiche als "Nicht-Betriebe" nicht erfasst (z. B. offentliche Verwaltungen), neuere Entwicklungen (z. B. Public-Private-Partnerships) ausgeblendet oder betriebswirtschaftlich vergleichbare Institutionen kategorial unterschieden, was erkenntnistheoretisch ebenfalls nicht uberzeugen kann. Die vorliegende Arbeit nimmt sich genau dieser Limitationen der klassischen Betriebsauffassungen an, wobei auf Forschungsansatze der "neueren Systemtheorie" zuruckgegriffen wird, welche als Fundament einer neuen sozio-technischen Konzeption des Betriebs dienen. Hierbei kombiniert der Beitrag in neuartiger Weise die potentielle Selbsterhaltungsfahigkeit sozialer Systeme mit einem vertieften und differenzierteren Verstandnis technischer Systeme. Da aber nicht jedes sozio-technische System bereits sinnvoll als Betrieb bezeichnet werden kann, werden weitere betriebskonstitutive Eigenschaften erarbeitet. Danach sind Betriebe solche sozio-technischen Systeme, die durch einen Betreiber betrieben werden und einen fur Dritte erkennbaren und vom System uber eine gewisse Dauer mit einem gewissen Mindestprofessionalisierungsgrad verfolgten Betriebszweck aufweisen. Der Beitrag schliest mit einer kritischen Wurdigung der Operationalisierung des Kriteriums der erwerbswirtschaftlichen Ausrichtung und einer daraus entwickelten Reformulierung, wonach Unternehmen als wertschopfungsfokussierte Betriebe zu charakterisieren sind.
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