Oktoberfest-Triage-Evaluationsstudie 1997 (OTES ´97)

1998 
In einer Katastrophensituation oder bei einem Massenanfall Verletzter und Erkrankter (MANV) stehen einer Vielzahl von Notfallpatienten eine vergleichsweise geringe Anzahl qualifizierter Helfer gegenuber. Durch die Sichtung der Verletzten/Erkrankten am Einsatzort und deren Einteilung in Gruppen medizinischer Behandlungs- und Transportprioritat (Triage) sollen die zur Verfugung stehenden Ressourcen moglichst effizient eingesetzt werden konnen. Ziel der vorliegenden Untersuchung war der Versuch, bestehende Richtlinien der Triagierung unter Realbedingungen zu evaluieren, um ggf. deren Prozesqualitat verbessern zu konnen. Als Studienort wurde die Notfall- und Sanitatsstation auf dem Oktoberfest in Munchen gewahlt (Abb.1). Dort besteht nahezu regelhaft ein groser Anfall von Notfallpatienten innerhalb kurzer Zeit. Aufgrund der gut ausgebauten Versorgungsstruktur ist dort in der Regel eine Individualversorgung sichergestellt, so das durch zusatzliches Personal eine Beobachtungsstudie realisiert werden kann. Die Sichtung der Notfallpatienten wurde bei Ankunft in der Station durch einen Triagearzt vorgenommen und die Befunde von einem Assistenten dokumentiert. Anschliesend fuhrte ein zweites unabhangiges Arzteteam eine Nachuntersuchung durch und hielt den weiteren Verlauf der Patienten fest. 699 Patienten konnten in die Auswertung aufgenommen werden. Der Zustand der Patienten wurde in einem deutlichen Prozentsatz als zu kritisch bewertet. Dies galt sowohl fur die Einteilung nach Sichtungskategorien (ca. 20%) als auch nach NACA-Score (ca. 30%). Eine zu harmlose Einschatzung wurde hingegen nur in weniger als 2% der Falle vorgenommen. Der benotigte Zeitaufwand fur die Triageuntersuchung betrug im Median 20 s und lag damit deutlich unter empfohlenen Richtwerten. Limitierender Faktor fur eine zeiteffektive Sichtung war vielmehr die Dauer der anschliesenden Triagedokumentation von 60 s im Median. Daraus ergibt sich die Forderung nach ausgereiften Dokumentationssystemen fur den Katastrophenfall bzw. MANV. Bei der Triagierung wurden nur wenige Einzelbefunde nicht diagnostiziert, wobei insgesamt die Aussagekraft der Ergebnisse unter Berucksichtigung der vergleichsweise geringen Verletzungs- bzw. Erkrankungsschwere der Patienten betrachtet werden mus.
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