Potentiale für eine Mobilitätswende: Ergebnisse der Begleitforschung zum Projekt "Radeln ohne Alter" in Essen

2017 
Im Bereich der Alltagsmobilitat hat sich die Stadt Essen ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Bis zum Jahr 2035 soll die Essener Bevolkerung Wege jeweils zu 25 Prozent zu Fus, mit dem OPNV, dem Fahrrad und dem Auto zurucklegen (Stadt Essen 2015, 10, siehe auch Tabelle 1). Dies bedeutet – im Vergleich zu 2011 – eine Reduzierung des Anteils der Wege, die mit dem Auto zuruckgelegt werden, um 29 Prozent- punkte, eine Erhohung des OPNV-Anteils um sechs Prozent sowie eine Steigerung der Wege mit dem Fahrrad um 20 Prozent (ebd., Stadt Essen 2012, 36f.). Mit einem „4/4-Modal Split“ strebt die Stadt Essen also genau das an, was in anderen europaischen Grosstadten – man denke etwa an Kopenhagen – bereits gelungen ist: eine Mobilitatswende. Einen Baustein fur diese Wende stellt das genera- tionenubergreifende Mobilitatsprojekt Radeln ohne Alter dar, in dem Senior*innen von Langzeitarbeits- losen im Rahmen einer Beschaftigungsmasnahme in Elektro-Fahrrad-Rikschas durch Essen gefahren werden. Das Projekt startete im September 2016 offiziell und bietet mit aktuell acht Fahrer*innen und vier Rikschas an funf Tagen die Woche Ausflugsfahr- ten fur Senior*innen an. Die Umsetzung erfolgt im Rahmen einer Beschaftigungsmasnahme durch die NEUE ARBEIT der Diakonie Essen gGmbH. Die Ziel- gruppe der nicht mehr mobilen Personen mag auf den ersten Blick uberraschen, wenn die Mobilitats- wende thematisiert wird. Dennoch ist es moglich, so eine These, mittels Wahrnehmung und Bewertung der Rikschafahrten durch „beweglichere“ Personen zur Mobilitatswende beizutragen. Durch die Sichtbarkeit der Rikschas im Alltag kann das Projekt sowohl eine weitere Veralltaglichung der Fahrradmobilitat fordern als auch den Fokus – etwa der Verkehrsplanung – starker auf die (gleichberechtigte) Berucksichtigung schwacherer Verkehrsteilnehmer*innen lenken. In dem vorliegenden Bericht zu Radeln ohne Alter in Essen nehmen wir eine erste Bestandsaufnahme des Pilotvorhabens nach der Einfuhrung vor. Dabei gehen wir auf die Umsetzungspraxis in dieser fruhen Phase des Projektes ein und vergleichen diese anhand von Strukturmerkmalen mit Projekten in anderen Stadten. Aufbauend auf den Erkenntnissen aus der Einfuhrungsphase arbeiten wir daruber hinaus weiter- gehende Handlungsempfehlungen heraus, die auf die dauerhafte Etablierung des Verkehrsmittels Rikscha (und von Lastenradern im Allgemeinen) abzielen und so Beitrage zur Mobilitatswende in Essen liefern sollen.
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