S3-Leitlinie „Vaginale Geburt am Termin“ aus anästhesiologischer Sicht
2021
Mit der Veroffentlichung der neuen S3-Leitlinie „Vaginale Geburt am Termin“ und der ebenfalls 2020 veroffentlichten Leitlinie zur Sectio caesarea wurden weitere Schritte zur Forderung einer evidenzbasierten Medizin in der Geburtshilfe gelegt, auch wenn insbesondere die genaue Ausgestaltung des neonatalen Monitorings unter der Geburt noch Gegenstand aktueller Diskussionen ist. Auch die Multiprofessionalitat bei der Betreuung einer Geburt wird durch die beteiligten Akteure und Fachgesellschaften im Rahmen der Erstellung der S3-Leitlinie grundsatzlich gut abgebildet. Aus anasthesiologischer Sicht bedeutsam ist der Umstand, dass neuroaxiale Verfahren nach wie vor den Goldstandard im Rahmen der geburtshilflichen Analgesie darstellen; mit der Remifentanil-PCA steht eine Ausweichmoglichkeit zur Verfugung, die es auch bei z. B. Kontraindikationen gegen die Durchfuhrung neuroaxialer Methoden ermoglicht, eine verlassliche Analgesie zu erzielen, wenn die Rahmenbedingungen (1:1-Betreuung und entsprechendes Monitoring) dies zulassen. Von strengen Nuchternheitsregeln im Rahmen einer komplikationslosen Geburt wird Abstand genommen. Insgesamt unterstreicht die Leitlinie die Bedeutung der Selbstbestimmung und Selbstkontrolle fur die werdenden Mutter und hebt Sicherheit und Wohlergehen von Mutter und Kind als hochstes Gut heraus. Dies setzt allerdings voraus, dass die werdende Mutter uber die Wertigkeit einer neuroaxialen Analgesie informiert ist. Hierfur erscheint es bedeutsam, Informationsangebote zu eroffnen, die uber die ublichen Informationsabende fur Eltern, die oft ausschlieslich von Hebammen ausgerichtet werden, hinausgehen.
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