Diagnostische und therapeutische Konzepte des Fossa-canina-Abszesses
1999
Eine mogliche Komplikation des Fossa-canina-Abszesses stellt eine reaktive Thrombophlebitis der V. angularis dar, die eine fortgeleitete Sinus-cavernosus-Phlebothrombose zur Folge haben kann. Uneinheitliche Literaturempfehlungen bezuglich der Diagnostik und Therapie von Fossa-canina-Abszessen waren Veranlassung fur eine multizentrische Erhebung an 55 deutschsprachigen Abteilungen fur Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Zentrale Bedeutung in der Diagnostik kommt der eingehenden klinischen Untersuchung (100%) zu, erganzt durch Standardrontgenverfahren (97,1%) und Antibiogramm (77,1%). Weitere bildgebende Verfahren (28,6%), insbesondere die Sonografie (20,0%), komplettieren die Diagnostik von Fossa-canina-Abszessen. Im Vordergrund der klinischen Diagnostik einer reaktiven V.-angularis-Phlebitis steht die palpatorische Druckdolenz am inneren Lidwinkel (100%), wobei die Farbdopplersonografie das diagnostische Spektrum erweitert. Atypische Verlaufe der V. angularis sind jedoch zu berucksichtigen. Extraorale Abszesinzisionen (25,7%) und Unterbindungen der V. angularis (8,6%) finden therapeutisch kaum noch Berucksichtigung. Allgemeiner Konsens besteht in der Bedeutung einer antimikrobiellen Begleittherapie (fakultative Antibiose 14,3%, obligatorische Antibiose 85,7%). Bezuglich einer medikamentosen Thrombembolieprophylaxe bei V.-angularis-Phlebitis werden dagegen keine einheitlichen Therapieempfehlungen mitgeteilt. Mehrheitlich wird jedoch eine Heparinisierung in diesem Indikationsbereich fur nicht notwendig erachtet (77,1%). Bei einer Heparinisierung mussen allerdings eventuelle Risiken wie Blutungskomplikationen und eine Heparin-induzierte Thrombozytopenie bedacht werden.
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