Bewegungsverhalten von Fussgaengern im Strassenverkehr - Teil 2

2014 
Anknuepfend an den 1. Teil der Studie, die eine weitere umfassende Literaturrecherche ausgerichtet insbesondere auf die Beschleunigungen, moegliche Richtungswechsel der Fussgaenger sowie den Einfluss weiterer Parameter auf die Fussgaengerbewegung fuer sinnvoll erachtet hat, wurde als Schwerpunkt der nun ausgefuehrten Studie die Dokumentation und Analyse des Verhaltens von Fussgaengern beim Ueberschreiten von Fahrbahnen umgesetzt. Dazu wurden Messungen mittels Videoaufnahmen im realen Verkehrsraum durchgefuehrt, die eine Auswertung verschiedener Einflussfaktoren sowie verschiedener Bewegungstrajektorien zulassen. Zur Auswertung erfolgt, basierend auf einer GIDAS-Analyse, ein Abgleich der Parameter sowie ein Vergleich der in den Messungen aufgenommenen Geschwindigkeiten und Beschleunigungen mit den ermittelten Groessen aus der Literaturrecherche. Die Literaturrecherche zum Thema Fussgaengerbewegung stellte fest, dass keine Untersuchungen identifiziert werden konnten, die die Bewegungstrajektorien von Fussgaengern erfassen. Weiter lag keine Literatur vor, die einen Grossteil vermuteter Einflussparameter auf das Bewegungsverhalten von Fussgaengern beinhaltet, sodass eigene Messkampagnen entwickelt wurden. Dazu wurde zunaechst auf Basis einer GIDAS-Analyse festgestellt, welche Haeufung von Unfallszenarien im Rahmen eines Fussgaengerunfalles auftreten und welche Einflussparameter von Interesse sind. Anhand der Ergebnisse erfolgten anschliessend die Festlegung von Messort sowie der zu untersuchenden Parameter. Die zahlreichen Einflussfaktoren wurden durch Messungen an einem lichtsignalisierten Knotenpunkt untersucht. Bezueglich der Fussgaengergeschwindigkeiten wurden verschiedene Einfluesse, des Weiteren wurden die Beschleunigungen von Fussgaengern nach 1,5 Schritten ermittelt. Die Messergebnisse wurden mit den Werten von Eberhardt und Himbert verglichen. Sie ergaben insbesondere fuer Fussgaenger, die sich mit ihrer Komfortgeschwindigkeit bewegen, sehr gute Uebereinstimmungen. Fuer die weiteren Messungen lag das Hauptaugenmerk auf den Bewegungsmustern und Interaktionen mit Fahrzeugen. Aus der Unfalldatenanalyse zeigten sich insbesondere freie Strecken ohne Fussgaengeranlagen als relevant. Dokumentiert wurde neben den Bewegungstrajektorien, welche mithilfe kategorialer Variablen beschrieben wurden, auch die potenziellen TTC der Fussgaenger bei herannahenden Fahrzeugen. Dadurch konnten Aussagen zur Lueckenakzeptanz getroffen werden, die neben persoenlichen Eigenschaften auch von der zulaessigen Hoechstgeschwindigkeit, oertlichen Gegebenheiten und dem Verkehrsaufkommen abhaengig zu sein scheint. Aus der Kenntnis, welche zeitlichen Abstaende Fussgaenger in normalen, nicht zum Unfall fuehrenden Situationen fuer eine sichere Querung als akzeptabel erachten, lassen sich auch Hinweise auf kritische Szenarien ableiten. Nach Auswertung von circa 180 Fussgaengern liegt diese Zeit im Bereich von 4 bis 6 Sekunden zwischen dem Betreten der Fahrbahn und der potenziellen Kollision mit dem herannahenden Fahrzeug. Fuer weitere Untersuchungen existieren trotz der umfassenden Untersuchungen noch offene Fragen, die im Rahmen des Projektes nicht beantwortet werden konnten.
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