Langzeitverläufe depressiver Symptomlast und deren Prädiktoren bei stationärer, tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie: Befunde der STOP-D-Studie
2021
Ziel der Studie Depressive Erkrankungen zahlen zu den
haufigsten psychischen Symptombildern. Bei insgesamt
bestatigter Wirksamkeit stationarer und ambulanter
Psychotherapie werden in der Literatur verschiedene Verlaufsmuster in der
Behandlung depressionstypischer Symptome beschrieben. Ziel der vorliegenden
Studie war es, typische Langzeitverlaufe stationarer,
tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie depressiver Erkrankungen zu
identifizieren. Ferner sollten Pradiktoren fur
unterschiedliche Verlaufe ermittelt werden, um moglichst
fruh Non-Responder zu erkennen und Behandlungsangebote differenziert
modifizieren zu konnen. Methode Die Daten der naturalistischen Multizenterstudie STOP-D wurden
in 15 bundesdeutschen Psychosomatischen Klinikabteilungen mit primar
tiefenpsychologisch fundiertem Behandlungskonzept erhoben. Die Stichprobe
umfasste N=432 Patientinnen (Frauen, Alter 25–45 Jahren) mit
depressionstypischer Beeintrachtigung. Die Langzeitverlaufe
wurden mittels Latent State Modell und einer Latent Class Analysis
identifiziert, potentielle Verlaufspradiktoren wurden
regressionsanalytisch modelliert. Ergebnisse Es wurde 3 Langzeitverlaufe identifiziert:
Patientinnen, welche in bedeutendem Mase von der Behandlung
profitierten und deren Symptomruckgang sich auch in einer
6-Monats-Katamnese stabil zeigte (Responder, 76,9%), Patientinnen
ohne bedeutsamen Symptomruckgang wahrend der Behandlung und
in der Katamnese (Non-Responder, 18,8%) sowie Patientinnen mit
signifikantem Symptomruckgang und Anstieg der Symptomatik im
Katamnesezeitraum (Ruckfallige, 4,4%).
Pradiktor fur den Langzeitverlauf der
Ruckfalligen war die Auspragung depressiver Symptome
zu Behandlungsbeginn. Non-Responder unterschieden sich gegenuber
Respondern durch haufigere psychosomatische Vorbehandlungen. Diskussion Zukunftige Untersuchungen sollten u. a. bei
Ruckfalligen prufen, ob Ruckfalle
durch die Symptomatik, die Behandlung oder das soziale Umfeld des Patienten
erklart werden konnen. Bei Non-Respondern stellt sich vor
dem Hintergrund haufigerer, bereits wenig erfolgreicher
Vorbehandlungen die Frage, ob fur diese Patienten ein anderes oder
modifiziertes Therapieangebot erwogen werden sollte. Schlussfolgerung In der Literatur berichtete Langzeitverlaufe
lassen sich teilweise bestatigen. Auch festigen sich Hinweise auf
einen Einfluss der initialen Belastungsschwere depressionstypischer
Symptomlast auf das Behandlungsergebnis im Verlauf. Zu untersuchen
ware, wie Behandlungssettings entsprechend modifiziert werden
konnen.
- Correction
- Source
- Cite
- Save
- Machine Reading By IdeaReader
30
References
0
Citations
NaN
KQI